Der Kabelverband Anga, der unter anderem die großen Netzbetreiber Kabel Deutschland, Unitymedia Kabel BW und Tele Columbus vertritt, hat an die Privatsender appelliert, bei der Umsetzung von DRM-Maßnahmen gerade bei HD-Sendern nicht zu weit zu gehen. Diese würden so Gefahr laufen, im Wettbewerb mit neuen Online-Anbietern einen Vorteil zu verspielen.
Die Digitalisierung im Kabel schreitet langsam aber sicher voran. Dies ist das Fazit des Digitalisierungsberichts der Landesmedienanstalten 2014, der am Dienstag vorgestellt wurde. So stieg die Digitalisierungsquote beim Kabelfernsehen im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf nun 62,9 Prozent. Auch die Zahl der Zuschauer, welche die Programmpakete der Kabelnetzbetreiber mit privaten HD-Sendern buchen, klettert laut dem Kabelverband Anga immer weiter nach oben.
„Das rasante Wachstum der HD-Kunden belegt eindrucksvoll die Vermarktungskraft der Kabelnetzbetreiber beim digitalen Fernsehen. Dadurch wird auch die Digitalquote insgesamt beständig steigen“, erklärte Anga-Präsident Thomas Braun dazu. Dabei unerwähnt blieb allerdings die Tatsache, dass Neukunden etwa bei Kabel Deutschland gar keinen Kabelanschluss mehr bekommen, ohne das Privat-HD hinzu zu buchen.
Einen Appell richtete Braun in diesem Zusammenhang an die TV-Veranstalter und forderte diese auf, bei der Umsetzung von DRM (Digitales Rechtemanagement)-Maßnahmen nicht zu weit zu gehen. „Die vollständige Umstellung auf Digitalempfang kann aber nur erfolgreich sein, wenn die Fernsehsender und Rechteinhaber bei den technischen Restriktionen und Vergütungsforderungen an das klassische Fernsehen Maß halten und die Medienpolitik den passenden Rechtsrahmen setzt“, so Braun. Damit spricht er vor allem die Tatsache an, dass einige Privatsendergruppen ihre HD-Kanäle nicht nur mit einer Verschlüsselung, sondern auch mit anderen Restriktionen wie Aufnahme- und Vorspulsperren ausstatten, was bei vielen Zuschauern nach wie vor für Unmut sorgt.
So lassen sich beispielsweise in HD aufgezeichnete Programme der Mediengruppe RTL nicht vorspulen, obwohl der Zuschauer für diese eine extra Servicepauschale entrichten muss. Bei der Decodierung der Sender über ein CI-Plus-Modul wird die Aufnahme der HD-Sender gleich komplett unterbunden. Eine Ausnahme stellt die Mediengruppe ProSiebenSat.1 dar, die über Kabel, IPTV und seit neuestem auch über Satellit auf entsprechende Restriktionen weitgehend verzichtet.
Vor allem im Hinblick auf die zunehmende Konkurrenz durch online-basierte Unterhaltungsangebote wie Amazon oder Netflix sieht Braun diese Entwicklung kritisch, da die Sender so einen wichtigen Vorteil, nämlich die flexible Nutzbarkeit durch den Zuschauer, leichtfertig aus der Hand geben würden. [ps]
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