Bei CDU und FDP wird die Kritik an der umstrittenen Kinderschänder-Hatz „Tatort Internet“ auf RTL 2 lauter. Die Sendung sei für deren Macher „kein Ruhmesblatt“, kritisierte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP).
Es könne der Eindruck entstehen, dass es dabei „mehr um Quote denn um Sachaufklärung“ gehe, sagte sie dem „Spiegel“ (Montagsausgabe). Auch Sabine Verheyen, die sich als CDU-Abgeordnete im EU-Parlament für die Bekämpfung des Kindesmissbrauchs einsetzt, bezeichnet das RTL-2-Format als „viel zu reißerisch“: „Tatort Internet“ schüre ausschließlich Ängste, ohne den Gefährdeten zu helfen. Die Sendung verzichte weitestgehend auf Information, wo und wie sich Jugendliche und ihre Eltern schützen und helfen lassen können.
Selbst die Rechte der Opfer, für die sich die von Guttenberg unterstützte Sendung starkmachen will, sah Sabine Verheyen gegenüber dem Nachrichtenmagazinverletzt: Die Täter würden zwar unkenntlich gemacht, ein junges Mädchen, das belästigt worden war, sei hingegen ganz offen interviewt worden. „In meinen Augen ist das auch eine Form des Missbrauchs, wenn ein Mädchen vor der ganzen Republik darstellen muss, wie unangenehm ihr die ganze Situation war.“
Aus Sicht von Leutheusser-Schnarrenberger ist schon das vorgebliche Anliegen der Reihe, das Anbahnen sexuell motivierter Kontakte zu Kindern im Internet künftig unter Strafe zu stellen, „völlig verfehlt“: Dieses sogenannte Cyber-Grooming stehe in Deutschland bereits seit 2004 „bezüglich aller relevanten modernen Kommunikationsmittel“ unter Strafe.
Am Freitag hatte sich bereits die designierte Vorsitzende der Kinderkommission des Deutschen Bundestags, die SPD-Abgeordnete Marlene Rupprecht, kritisch zu „Tatort Internet“ geäußert und aufgrund rechtsstaatlicher Bedenken ein Verbot der Sendung, in der Ministergattin Stephanie zu Guttenberg als Co-Moderatorin auftritt, gefordert (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). [ar]
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