Günther Jauch bei der ARD – jetzt kommt es zum Schwur. Am Sonntag tritt der Neuzugang das erste Mal als Polittalker für das Erste auf. Am Montag dämpfte er die „übernatürliche Erwartungshaltung“.
Günther Jauchs Engagement bei der ARD soll zum Langzeitprojekt werden. Der Moderator und das Gemeinschaftsprogramm planen zumindest für die Dauer von drei Jahren. Das sagte der 55- jährige Moderator, der am kommenden Sonntag (21.45 Uhr) mit seinem neuen Polittalk „Günther Jauch“ beginnt, am Montag in Berlin. Er brauche 10, 20 oder 30 Ausgaben Zeit, um am Konzept zu feilen. Es werde eine „Evolution, aber keine Revolution“ geben.
Jauch zitierte seinen Kollegen Frank Plasberg, der von einer „übernatürlichen Erwartungshaltung“ für den neuen Sonntagabend mit Jauch gesprochen hatte, und fügte hinzu, dass er diese nicht werde einlösen können. Der herausragende Sendeplatz nach dem „Tatort“ um 21.45 Uhr lasse aber künftig dennoch keine Ausreden zu.
Das Thema der ersten Ausgabe ist voraussichtlich der 10. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA. Die Sendung wird live aus dem Gasometer in Berlin ausgestrahlt. In Jauchs Runde stehen fünf Sessel (die sind hellbraun, fünfbeinig und mit einer Nackenrolle ausgestattet). Ein paar Schritte rechts davon stehen drei weitere rote Sessel, auf denen bis zu zwei weitere Gesprächsteilnehmer, die erst einmal alleine zu Wort kommen sollen, mit Jauch Platz nehmen dürfen.
Der Gastgeber will jedoch nicht zwanghaft jeden Platz bei jeder seiner Sendung besetzen. Es können mal mehr, mal weniger Gäste zu Beginn seiner Gesprächssendung in der Runde sitzen. Er will sich zwar weitgehend auf politische Themen konzentrieren, aber er könne sich auch vorstellen, über Doping im Sport zu reden, sagte Jauch. Es werde aber kein „Experimental-TV“ mit fünf unbekannten Leuten geben. „Medienpädagogik am Sonntagabend geht nicht“.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie hatte der Medienwissenschaftler Bernd Gäbler kritisiert, dass sich zu viele Talkshows auf dieselben Themen und Gäste stürzten, zu viele gesellschaftliche Bereiche würden ausgeklammert. „Ich habe aus der Studie herausgelesen, dass der Talk seinen Zenit überschritten hat“, sagte Jauch. „Das hohe Interesse, das die ARD mit ihrer neuen Struktur geschaffen hat, passt damit aber nicht zusammen“.
Jauchs Verpflichtung auf dem Polittalkplatz am Sonntagabend hatte in der ARD für eine Rotation gesorgt. Anne Will musste mit ihrer Sendung auf den Mittwoch ausweichen, dafür muss Frank Plasberg („Hart aber fair“) jetzt am Montag antreten. Er verdrängte wiederum Reinhold Beckmann auf den Donnerstag. Nur Sandra Maischberger behält ihren Dienstagabend. Insgesamt fünf Spättalks hat die ARD jetzt im Programm.
Der Start in die neue ARD-Programmschiene verlief jedoch in der ersten Woche enttäuschend: Sandra Maischberger kam auf 1,18 Millionen Zuschauer, Anne Will am Mittwoch auf 1,22 Millionen und Reinhold Beckmann am Donnerstag auf 1,47 Millionen.
Jauchs Sonntagabend in der ARD wird auch von ihm produziert. Seine Firma Information & Unterhaltung I&U kümmert sich mit etwa 20 Mitarbeitern um die Herstellung. Wird Jauch, der für RTL weiterhin auch den Quizklassiker „Wer wird Millionär?“ (seit 1999 im Programm) moderiert, auch bei der ARD vielleicht als Show-Mann vor der Kamera stehen? „Ich kann mir alles vorstellen oder nichts“, sagte Jauch. „Aber gegenwärtig eher nichts“.
Günther Jauchs Polittalk ist Teil der Programmumgestaltung der ARD, der wir im September das Thema des Monats widmen. [dpa]
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