Claudia Neumann kommentierte am Dienstag als erste Frau ein WM-Fußballspiel im Fernsehen. Ob sie mit ihrer Leistung während der Partie Schweden gegen Kolumbien (1:0) zufrieden war, erzählte die ZDF-Sportjournalistin gleich nach dem Schlusspfiff im Interview.
Ebenso erklärt die 47-Jährige, weshalb sie nichts von einer Frauen-Quote im Fußballjournalismus hält und wieso sie Frauenfußball inzwischen nicht mehr „furchtbar“ findet.
Frau Neumann, wie lief ihr erster WM-Live-Kommentar aus Ihrer Sicht? Waren Sie aufgeregt?
Claudia Neumann: Aufgeregt war ich – na klar. Besonders kurz vorm Anpfiff. Wir bekamen heute auch erst sehr spät die Aufstellung. Aber im Großen und Ganzen sind wir mit dem ersten Eindruck zufrieden. Wenn ich sage ‚wir‘, dann sind das mein Redakteur und ich, die das Spiel gemeinsam beackern. Wir glauben, das Spiel vernünftig eingeschätzt zu haben und die Situationen einigermaßen vernünftig erkannt zu haben. Alles Weitere kommt erst nach dem Durchatmen in der zweiten Analyse.
Was bedeutet Ihnen das, dies als erste Frau geschafft zu haben?
Neumann: Nichts Besonderes. Es ist mir egal, das als erste Frau gemacht zu haben. Ich könnte das als siebzehnte oder zwanzigste Frau gemacht haben. Was mir etwas bedeutet, ist, dass ich dieses Handwerk auf dem Niveau einer WM machen darf. Und ich freu‘ mich total. Das mit der ‚ersten Frau‘ ist eher eine Geschichte der anderen.
Sie hielten Frauenfußball einst für „furchtbar“, sagten Sie einmal. Wie kam der Meinungsumschwung?
Neumann: Am Anfang war es einfach so, dass ich keinen Bezug zum Frauenfußball hatte. Ich hab‘ ja nie Frauenfußball gespielt. Ich hab‘ mich über den Männerfußball definiert und da alles verfolgt. Und wenn ich Anfang, Mitte der 90er Jahre mal irgendetwas vom Frauenfußball gesehen habe, war das qualitativ sehr ernüchternd. Die Spielerinnen waren längst nicht so austrainiert wie heute, das Tempo war drei, vier Klassen unter dem von heute. Irgendwann hat sich das qualitativ sehr verbessert, 2003 bei der WM habe ich das richtig wahrgenommen – da bin ich halt hingeschickt worden. Und dann habe ich gelernt, wie ich das Spiel gucken muss, um Freude daran zu haben. Ich hab‘ großen Respekt vor den Spielerinnen, die sich da in den Jahren sehr, sehr verbessert haben. Jetzt kann ich das als eigene Sportart betrachten.
Und Ihr nächstes erklärtes Ziel ist nun der Live-Kommentar eines Männer-WM-Spiels?
Neumann: Nee, damit kann ich nicht dienen. Wenn man mir das irgendwann mal anbietet, weil ich mich so gut entwickelt habe, würde ich niemals nie sagen. Aber das ist kein Ziel, das in meinem Fokus steht.
Vielen Dank für das Gespräch.INTERVIEWs im Überblick
[Inga Radel]
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