[Interview] Brösel: „Toll, dass es ‚Werner‘ überhaupt noch gibt“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Rötger Feldmann (alias Brösel) ist der Erfinder der legendären Comicfigur „Werner“. 2011 startet „Werner – Eiskalt“ in den Kinos. Im Interview plaudert der Zeichner über 3D-Filme und die Rolle des Wetters für einen erfolgreichen Film.

Vor 30 Jahren, 1981, erschien der erste eigenständige Werner-Band im Kieler Semmel Verlag. Es ist dies Jahr also auch ein Jubiläum zu feiern?

Brösel: Ja, das war im März 1981 und ein paar Zeitungen haben auch schon darüber berichtet. Jetzt haben wir 2011, ich bin 61 und Werner ist 30.

 
Das heißt, Werner ist jetzt richtig erwachsen?

Brösel: Na ja, eine Comicfigur wird ja eigentlich nicht älter und Werner ist jetzt im neuen Film immer noch Lehrling bei Meister Röhrich. Eigentlich ist er nicht älter geworden. Irgendwie aber doch. Der Film erzählt ja schließlich Werners Story vom Schnuller bis zur Schnabeltasse. Also könnte man doch sagen, er sei älter geworden. Letztlich ist er aber der Alte geblieben: Er hat nur seine zwei Zähne, seine vier Haare und noch immer keine Falten in der Fresse….
 

Acht Jahre sind vergangen seit dem letzten Werner-Film, eine doch recht lange Zeit…

Brösel: Seit der Erstellung des Drehbuchs sind einfach vier, fünf Jahre ins Land gegangen. Und vier Jahre Pause kann man ja ruhig mal haben. Man hat ja auch noch andere Sachen zu tun: Dass der Rasen einem nicht übern Kopf wächst, der Fuhrpark muss erhalten werden, man muss sich um die Frau kümmern, muss Urlaub machen, die Katzen füttern, man muss Fragebögen ausfüllen, man muss das Finanzamt bedienen, das ist alles nicht so einfach. Wenn ich das alles nicht hätte, wenn die ganze Bürokratie nicht wäre, die wir hier in Deutschland haben, dann hätte es vielleicht nur vier Jahre gedauert (lacht).

Der Film hat eine recht nostalgische Anmutung, es gibt kein 3D.

Brösel: Das ist ja gerade gewollt, es ist gezeichnet, und ich finde diese altmodische Machart auch viel geiler als das, was wir heute so aufgetischt bekommen. Verzerrte 3D-Figuren etwa. Ich kann mir Werner so nicht vorstellen. Wir haben mal versucht, eine Figur von Werner in 3D zu erstellen, aber da passiert einfach nicht viel. Und ich bin ja ein Comiczeichner, einer der gestartet ist mit Feder und Stift. Warum soll ich meinen Beruf verleugnen? Ich schaue mir lieber alte Trickfilme an. Und was die früher gemacht haben, in den 30er und 40er Jahren, war um Längen besser, als das, was man heute macht. Bloß weil die Menschen jetzt Computer haben und Dinge verzerren können, ist das noch lange keine Kunst oder lustich.

Keine Angst, dass das an 3D und andere Special Effects gewöhnte Publikum mit dem Film nichts anfangen kann?

Brösel: Nein, ich finde es toll, dass es so was wie Werner überhaupt noch gibt. Und was amerikanische Filme wie „Avatar“ an Geld kosten, das können wir ja überhaupt nicht leisten. Wir haben dafür die Kraft, die Gags besser zu machen. Werner ist kein Film, in dem die Welt gerettet wird, wo Leute ums Leben kommen, sondern einfach eine lustige Komödie. Und so was finde ich eigentlich viel schöner als Mord und Totschlach.
 

Der erste Film, „Werner-Beinhart!“, lockte Anfang der neunziger Jahre fünf Millionen Besucher in die Kinos. Halten Sie einen ähnlichen Erfolg für möglich?

Brösel: Das kommt ein bisschen aufs Wetter an. Als wir mit dem zweiten „Werner“-Film gestartet sind, hatten wir tierisches Glück: Da war ein Sauwetter an der Ostsee und die ganzen Menschen hatten Urlaub. Es gab dann auch eine goldene Leinwand für fünfeinhalb Millionen Zuschauer. Wie das jetzt wird, ist auch wetterabhängig, wie bei einem Bauern und seiner Ernte: Wenn die Sonne knallt, dann gehen die Leute doch lieber an den Strand als ins Kino. Obwohl ich mich bei der Hitze lieber ins Kino verkrümeln würde zu den schönen Klimaanlagen, das ham die Leute bloß noch nicht geschnallt… und ich sach noch: „Werner, nimm die Birne ausse Sonne – bei den Ozonloch!“
 
Vielen Dank für das Gespräch.
 
 
DIGITAL FERNSEHEN präsentiert Ihnen an dieser Stelle jeden Sonntag ein Star-Interview der Woche mit Prominenten aus Film und Fernsehen. Lesen Sie hier das Gespräch der Vorwoche mit Komödiantin Hella von Sinnen.INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Matthias von Viereck]

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6 Kommentare im Forum
  1. AW: [Interview] Brösel: "Toll, dass es 'Werner' überhaupt noch gibt" Sympathischer Kerl dieser Brösel. Bin auch schon sehr auf den neuen Werner-Film gespannt. Habe gehört, dass es wie bei "Werner-Beinhart" auch wieder ein paar Realszenen geben soll neben den üblichen Comicszenen.
  2. AW: [Interview] Brösel: "Toll, dass es 'Werner' überhaupt noch gibt" Gabs da nicht sogar mal ne Werner Aktie die über 100€ gekostet hat, und aktuell bei unter 1 steht
  3. AW: [Interview] Brösel: "Toll, dass es 'Werner' überhaupt noch gibt" der film könnte mich seit "mord ist mein geschäft, liebling" auch mal wieder ins kino locken. wann genau kommt er denn?
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