München – Die Entwicklung tragfähiger Erlösmodelle in der interaktiven Medienwelt verlangt den Beteiligten aus Medien und Telekommunikation neue Kombinationen bestehender Geschäftsmodelle ab.
Aktuelle Ansätze wurden bei einem Panel im Rahmen der 21. Medientage München diskutiert. Als entscheidenden Trend für neue Erlösmodelle bezeichnete Kai Höhmann, Director Monitor Group, die Verknüpfung verschiedener Dienste, insbesondere die Verbindung von Internet und Fernsehen.
Dies wäre vor allem für die Werbewirtschaft interessant, weil über das Internet eine gezielte weil personalisierte Ansprache des Kunden möglich ist. Dies wäre eine Reaktion auf die schwindenden Einnahmen aus der klassischen Werbung. Derzeit wandern viele Werbekunden in das Internet ab. „Was zählt, ist eine intelligente Kombination von neuer und alter Welt“, sagte Höhmann. „Den Kunden interessiert nicht, welche Technik dahinter steckt. Er will einfach nur den Content nutzen.“
Auch die prominente Medien-Managerin Christiane zu Salm, Gründerin des Fonds About Change Ventures, sprach sich für die Kombination hervorragender Technologien und Inhalte aus. Dazu gehörten ebenso die individuell auf Kunden zugeschnittenen Online-Werbemöglichkeiten. Das Internet zeige, wie sich Kunden verhielten. „Interessant wird es dann, wenn man das auch vom Fernsehzuschauer erfahren kann“, sprach zu Salm einen weiteren Trend zur Erlösgewinnung an. Sie geht davon aus, dass die Zukunft im Bewegtbild liegt: „60 bis 70 Prozent des Datenverkehrs werden laut Studien künftig Bewegtbilder sein – auch Werbung.“
Problematisch ist jedoch, für welche Dienste der Endkunde sowie die Werbebranche letztlich bereit sind zu zahlen. Eckhard Spoerr, Vorstandsvorsitzender der Freenet AG, betonte, dass Erlösmodelle gerade für das Internet wenig planbar seien. Oftmals sei es vielversprechend, neue Produkte zu beobachten und dann zu investieren, wenn sie sich gerade an der Grenze zum Profit befänden, empfahl Marcus Englert, Vorstand des Bereiches Diversifikation der ProSiebenSat.1 Media AG und Vorsitzender der Geschäftsführung von SevenOne Intermedia. Ein Unsicherheitsfaktor für viele neue Erlösmodelle, so zeigte die Experten-Diskussion, bleibt die schwierige rechtliche Situation für die interaktive digitale Medienwelt.
Jürgen Doetz, Präsident Verband Privater Rundfunk und Telemedien, erläuterte, dass zunächst eine Deregulierung des Rundfunks nötig sei. Die Politik habe aber ein Interesse daran, stark zu regulieren: „Und gleichzeitig will sie auch den wirtschaftlichen Erfolg des neuen Segments.“ Realisiert werden müssten in diesem Zusammenhang auch eine Regulierungskonvergenz sowie zukunftssicher gestaltete Gesetze, die die Institutionen in den Bereichen Telekommunikation und Medien zusammen bedienten, ergänzte Renatus Zilles. [lf]
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