Immer mehr Haushalte in Europa sind „digital“ unterwegs. Laut einer neuen Studie sind dabei vor allem Pauschalpakete aus Breitband-Internet und Digitalfernsehen im Kommen. Gleichzeitig gibt es auch Bedenken wegen hoher Kosten und der Sicherheit im Netz.
Nach einer Eurobarometer-Erhebung, die die Europäischen Kommission am Mittwoch veröffentlichte, sind dank der zunehmenden Breitbandversorgung sind immer mehr Europäer online. Von insgesamt 27 000 befragten Haushalten in der EU haben 43 Prozent noch immer keinen Internetzugang. Dies zeigt, wie ehrgeizig das Ziel ist, das die Kommission mit ihrer Digitalen Agenda anstrebt, nämlich alle Europäer online zu bringen. Beinahe jeder fünfte befragte Haushalt nannte hohe Internetkosten als Grund für den Verzicht auf einen Internetanschluss.
Internet für viele noch zu teuer
Ein verstärkter Wettbewerb, der zu sinkenden Preisen führt, ist daher ein wichtiges Ziel der digitalen Agenda und würde sicherlich mehr Menschen ermuntern, sich einen Internetanschluss zuzulegen, so die EU. Viele Personen, die zu Hause keinen Internetanschluss haben, erklärten, dass sie gar kein Interesse am Internet haben. Nach Ansicht der Kommission sollten dennoch alle EU-Bürger die Möglichkeit haben, sich einen Breitband-Internetanschluss einrichten zu lassen, denn wenn sie erst all die möglichen Vorteile sehen (z. B. Zugang zu innovativen Diensten, Arbeiten von zu Hause aus), werden viele sie bestimmt auch nutzen.
Leichter Anstieg beim digitalen Fernsehen
Von den befragten Haushalten nutzen 38 Prozent ein Paket aus zwei oder mehr Diensten. Digitales terrestrisches Fernsehen wird – ähnlich wie das Satellitenfernsehen – von fast einem Viertel der EU-Haushalte empfangen. Laut der Untersuchung haben 98 Prozent der EU-Haushalte einen Fernseher, aber nur 30 Prozent einen Anschluss ans TV-Kabelnetz. 23 Prozent empfangen digitales Fernsehen, was ein Anstieg um elf Prozent gegenüber 2007 ist.
Mit den Kosten und der Qualität sind die Europäer offensichtlich nicht allzu zufrieden. Der Umfrage zufolge begrenzen 61 Prozent der Mobiltelefonnutzer und 49 Prozent der Telefon-Festnetz-Teilnehmer in der EU ihre Anrufe wegen der hohen Kosten. 98 Prozent der EU-Haushalte haben ein Telefon und ein wachsender Anteil der Haushalte (87 Prozent) verfügt über ein Mobiltelefon. Lediglich 11 Prozent können nur per Festnetz telefonieren. Dagegen benutzt jeder vierte Haushalt nur ein Handy, hat dafür aber keinen Festnetzanschluss.
Internet: Lahmes Tempo und Unterbrechungen
Beim Internetanschluss sind in 30 Prozent der Haushalte mit Breitbandanschluss die Download-Geschwindigkeiten nicht verlässlich, 36 Prozent leiden unter Verbindungsunterbrechungen und 24 Prozent der Nutzer geben an, dass die tatsächliche Übertragungsgeschwindigkeit nicht der vertraglich zugesicherten entspricht. Jeder fünfte der befragten europäischen Haushalte mit Internetzugang waren der Ansicht, dass ihr Internetanbieter den Zugang zu bestimmten Online-Inhalten und ‑Anwendungen blockiert. Die Kommission hat kürzlich eine Konsultation zum offenen Internet und zur Netzneutralität durchgeführt, um ihren bevorstehenden Bericht vorzubereiten, in dem sie darauf eingehen wird, welches Ausmaß derartige Probleme haben und ob zusätzliche Maßnahmen in diesem Bereich notwendig sind.
Junge Leute sorgloser beim Datenschutz
Mehr als ein Drittel der EU-Bürger nutzt soziale Netze im Internet. Das gilt sowohl für Länder mit hoher Internetverbreitung (z. B. die Niederlande) als auch für Länder mit geringer Internetverbreitung (z. B. Lettland). 22 Prozent der Haushalte mit Internetzugang nutzen ihren Computer für Telefongespräche über das Internet. In den Haushalten der 12 neueren Mitgliedstaaten ist dieser Anteil doppelt so hoch wie in den anderen 15 Mitgliedstaaten. 45 Prozent der Haushalte machen sich Sorgen über den Missbrauch ihrer persönlichen Daten in sozialen Netzen. Dabei sind die unter 24-Jährigen erheblich sorgloser als die über 40-Jährigen. Das Telekom-Legislativpaket von 2009, das bis zum 26. Mai 2011 umzusetzen ist, enthält mehrere Vorschriften, wonach die Betreiber öffentlich zugänglicher elektronischer Kommunikationsdienste entweder die nationale Regulierungsbehörde oder die Nutzer über Datenschutzverletzungen informieren müssen. [mw]
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