
Berlin – Am Montag plädierten verschiedene Branchenvertreter bei der IFA für einen stärkeren Einsatz bei der Einführung von HDTV. Dabei wurden insbesondere die öffentlich-rechtlichen Sender in die Pflicht genommen.
Ferdinand Kayser, Präsident und CEO des Satelliten-Betreibers von SES Astra, bemerkte auf dem Forum Medienpolitik in diesem Zusammenhang, dass bereits 95 Prozent der verkauften Fernsehgeräte für die Ausstrahlung in HDTV ausgerüstet seien.
Der ARD gab er gleich noch einen gut gemeinten Rat mit auf den Weg: „Bringen Sie den ‚Tatort‘ in HD.“ Denn mit einem Anstieg der Sendungen in hochauflösender Qualität steigt auch der Absatz der für den Empfang digitaler Programme benötigten Set-Top-Boxen. Kayser plädierte zudem für die Ausstrahlung ganzer Serien der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in HDTV. Nachdem SES Astra seit vier Jahren eine wichtige Rolle als technischer Initiator gespielt habe, seien nun die Programmveranstalter am Zug.
Doch vorläufig klammern sich die öffentlich-rechtlichen Vetreter wie ZDF-Intendant Markus Schächter an dem selbst erklärten HDTV-Etappenziel Olympische Winterspiele in Vancouver fest. Vorher wird es wohl keinen hochauflösenden Regelbetrieb geben. „Um den Mehrwert zu demonstrieren“, wird es bis dahin jedoch vereinzelt herausgehobene Übertragungen in HDTV geben. Zudem bemängelt er, dass vor einer Einforderung von HDTV zunächst einmal die Digitalisierung, dann den Umstieg auf das Format 16:9 auf den Weg gebracht werden müsse. Laut Schächter haben gerade die Privatsender HDTV geschadet, da sie erst den Einstieg ins neue digitale Zeitalter angekündigt hätten, dann dieses Vorhaben jedoch „sang- und klanglos wieder fallen gelassen“ hätten.
Bei der ARD sieht es da nicht besser aus. Fritz Raff, der ARD-Vorsitzende, sieht seinen Sender jedenfalls „nicht in Verzug“. Es gehe vielmehr „Zug um Zug“ weiter bei der Realisierung von HDTV, wobei die Umstellung des gesamten Produktionsbetriebes ein enormer Kraftaufwand sei. Die ARD plant zudem, von Herbst an einen entsprechenden Programmvorrat aufzubauen, um reine Inselsendungen in HDTV zu vermeiden.
Hans-Joachim Kamp, Philips-Deutschlandchef, plädiert im Gegenzug für einen runden Tisch, um schnellere Lösungen für HDTV zu finden. Gerhard Schaas, Entwicklungschef bei Loewe, stört sich v.a. an der Tatsache, dass Deutschland bei der HDTV-Verbretung sogar noch hinter Albanien liege. Daher fordert er – sofern sich beim Digitalisierungsgrad im Fernsehen nichts ändert – eine Regulierung.
Dieser Forderung wiederspricht jedoch Richard Meng, der Sprecher des Berliner Senats. Er sieht momentan keinerlei Bedarf für ein Eingreifen seitens der Politik. Die Politik habe auch nicht vor, die Kosten für die Digitalisierung auf die Kundschaft zu verlagern. Offen zeigte er sich dagegen für Gespräche zwischen allen Beteiligten. [cg]
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