Die Branche für Unterhaltungselektronik und Haushaltstechnik rechnet nach einem Umsatzeinbruch in 2022 wieder mit besseren Geschäften. Die Unternehmen, die auf der Elektronikmesse IFA vertreten sind, setzen bei der Wende vermehrt auf umweltfreundliche Lösungen und Geräte, die deutlich länger genutzt werden können.
Der Trend zur Nachhaltigkeit gehe auch auf europäische Vorgaben für austauschbare Batterien und besser reparierbare Geräte zurück, sagte der Chef des Verbraucheraudio-Geschäfts des Elektronik-Konzerns Harman, Carsten Olesen, der DPA. „Auf lange Sicht werden die Lebenszyklen der Produkte viel länger sein als heute.“ Die Industrie werde einen Weg finden müssen, die Geräte mit Upgrade-Paketen aufzufrischen. Das setze auch ein modulares Design der Technik voraus, bei dem einzelne Teile einfach ausgetauscht werden könnten. Die Software kann bei heutiger vernetzter Elektronik ohnehin per Internet aktualisiert werden.
Zentraler Platz für grüne Innovationen
Die IFA (1.-5. September) hat auf dem Messegelände einen zentralen Platz für dieses Mega-Thema eingerichtet. Im „Sustainability Village“ dreht sich alles um grüne Innovationen und neue Nachhaltigkeitslösungen. Auch im vernetzten Zuhause steht das Thema Nachhachhaltigkeit im Vordergrund: Die Branchenverbände VDE, ZVEH und ZVEI zeigen im „House of Smart Living“, wie sich Energie mit Hilfe von Gebäudeautomation einsparen lässt und welchen Beitrag Elektrifizierung, Digitalisierung und moderne Gebäudetechnik zur klimaneutralen Zukunft leisten können.
Wie sehr Nachhaltigkeit ein Kauf-Kriterium geworden ist, zeigt eine Studie des Marktforschers GfK: Danach ist Energieeffizienz in einigen Segmenten sogar kaufentscheidend: Das gilt etwa für 64 Prozent der Kühlschrankkäufer. Zugleich seien Lebensdauer, Reparierbarkeit und Garantie wichtige Faktoren, die Konsumenten ansprechen. Diese zu erschwinglichen Preisen anzubieten, könne eine entscheidende Erfolgsstrategie für die Zukunft werden, teilte die GfK mit.
Fairphone 5: Nachhaltigkeit hat ihren Preis
Pünktlich zur IFA präsentierte Fairphone das modulare Fairphone 5. Der Akku und zehn weitere Teile sind werkzeugfrei austauschbar, darunter Weitwinkel- und Ultraweitwinkelkamera. Das Gerät übersteht Regen und Spritzwasser (Schutzklasse IP55), garantiert mindestens fünf Android-Upgrades nach Version 13 bis 2031 und besitzt eine 5-Jahres-Hardware-Garantie.
Allerdings zeigt das Fairphone 5-Beispiel auch, dass Nachhaltigkeit ihren Preis hat. Das Modell kostet etwa 700 Euro, 120 Euro mehr als der Vorgänger. Fairphone folgt dem Trend, dass Nutzer seltener, aber teurer einkaufen. Andere Top-Hersteller wie Apple oder Samsung verlangen für High-End-Geräte oft über 1000 Euro.
Dabei kann die Branche nicht darauf setzen, dass Kunden den finanziellen Spielraum haben, sich teure Gadgets anzuschaffen. „Auch 2023 ist ein Jahr voller Herausforderungen wie Inflation, gesättigte Märkte, geringere Nachfrage und leider auch immer noch der Krieg in der Ukraine“, sagte die Geschäftsführerin des IFA-Veranstalters gfu Consumer & Home Electronics, Sara Warnecke. Zum Auftakt der Technik-Show sagte sie, es gebe dennoch Chancen für positive Entwicklungen – trotz der aktuellen Umsatzrückgänge und der negativen Einflüsse. „Wir sind überzeugt, dass die IFA ihrer Rolle als weltweit wichtigste Plattform für Consumer Electronics und Home Appliances wieder gerecht wird und sich mit ihrem überzeugenden Mix erneut als nachhaltiger Wachstums- und Innovationstreiber beweisen wird.“
Für die Messe selbst geht zumindest in diesem Jahr das Konzept auf. Die IFA Berlin, Europas größte Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltstechnik, ging mit deutlich mehr Ausstellern an den Start als 2022. Die Messe ist nach Angaben der gfu dieses Jahr ausgebucht.
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