Wie sieht die Zukunft des Fernsehens aus? Auf der IFA versuchen aktuell zahlreiche Aussteller mit ihren Innovationen eine Antwort auf diese Frage zu geben. Für Kunden ist allerdings oftmals der Preis entscheidend – was zuletzt vor allem der TV-Hersteller Loewe zu spüren bekam.
Die Elektronikmesse IFA gibt von diesem Freitag an einen Einblick in die digitale Zukunft: Die Branche bringt Fernseher mit noch schärferen Bildschirmen auf den Markt, der Smartphone-Riese Samsung präsentierte in Berlin seine erste Computer-Uhr. Den Innovationsdruck bekommt auch der deutsche Traditionshersteller Loewe zu spüren. Er will mit einer Strategiewende sein Überleben sichern.
Die Fernsehgeräte-Hersteller leiden unter Überkapazitäten und Preisverfall. In Europa gab es im ersten Halbjahr einen deutlich stärkeren Umsatzeinbruch, als die Branche nach dem guten Jahr 2012 erwartet hatte. „In der nun eingetretenen Höhe bedeutet er eine sehr ernste Herausforderung“, sagte Hans-Joachim Kamp, der Aufsichtsratsvorsitzende des IFA-Veranstalters Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, bei der Eröffnung der Messe am Donnerstagabend laut Redemanuskript.
Samsung hatte zuvor seinen ersten Flachbildfernseher mit Ultra-HD-Auflösung auf einem OLED-Display präsentiert. Ultra-HD-Fernseher, die eine noch höhere Bildschirmauflösung bieten als HD-Geräte, sind eines der großen Themen der diesjährigen Messe. Die Produktion von organischen LED-Panels (OLED) gilt noch immer als aufwendig und teuer im Vergleich zu LCD- oder LED-Displays. Die Technik ermöglicht aber hauchdünne Geräte mit deutlich brillanteren Farben.
Bereits am Vorabend hatte Samsung die Computer-Uhr Galaxy Gear vorgestellt. Sie zeigt zum Beispiel an, ob E-Mails oder neue Nachrichten eingegangen sind und erinnert an Termine. Der Nutzer kann mit der Uhr auch Anrufe machen oder annehmen. Der südkoreanische Konzern preschte damit vor: Schon länger wird spekuliert, dass auch Erzrivale Apple ebenfalls an einer Computeruhr arbeitet.
Intel zeigt in Berlin erste Geräte mit dem Chip „Bay Trail“, der dem Halbleiter-Primus den Weg in die mobile Welt der Tablets und Smartphones ebnen soll. Diese Generation von Prozessoren soll neue Gerätetypen ermöglichen. Insgesamt will Intel auf der IFA 110 dünne Ultrabooks und Hybride aus Tablet und Notebook von verschiedenen Herstellern zeigen. Das Unternehmen dominiert das Geschäft mit PC-Prozessoren – konnte sich aber bisher nicht auf mobilen Geräten durchsetzen, wo sehr sparsame Chips gefragt sind.
Loewe kam mit deutlich schlechteren Karten nach Berlin als in den vergangenen Jahren. Das traditionsreiche Unternehmen aus Kronach steht seit dem 17. Juli unter gerichtlichem Gläubigerschutz. Der Schutzschirm kann laut Gesetz maximal drei Monate aufrechterhalten werden. In dieser Zeit muss Loewe frisches Kapital auftreiben – sonst droht die Insolvenz. Loewe sei derzeit in Gesprächen mit mehr als zehn Investoren, sagte Konzernchef Matthias Harsch. Die Finanzierung durch die Banken sei noch bis Ende März gesichert.
Nach der IFA will Loewe einen Fernseher mit einer Bildschirmdiagonalen von 32 Zoll für rund 800 Euro auf den Markt bringen. Das ist günstiger als die bisherigen Loewe-Preise, aber teurer als zahlreiche Konkurrenz-Angebote. Das Unternehmen wolle in jedem Marktbereich die teureren Premium-Modelle anbieten, betonte Harsch. „Loewe hat immer Premium gemacht und wird es auch weiter machen.“
Vodafone nutzte die IFA, um neue Investitionen anzukündigen. Der Telekomkonzern will dafür auch die Milliardenerlöse aus dem Verkauf seiner Anteile am US-Mobilfunker Verizon Wireless verwenden. Die Briten gaben das Programm „Spring“ (Frühling) bekannt, mit dem die bereits geplanten Investitionsausgaben in den kommenden drei Jahren um 7 Milliarden Euro aufgestockt werden. „Diese Mittel wird die Gruppe zu guten Teilen auch den Vodafone-Gesellschaften in der EU und Vodafone Deutschland zur Verfügung stellen“, sagte der Geschäftsführer von Vodafone Deutschland, Jens Schulte-Bockum. Der große Rivale Deutsche Telekom kündigte in dieser Woche Investitionen von über elf Milliarden Euro in seine Netze bis Ende 2015 an.
Bis Mittwoch werden auf der IFA mehr als 240 000 Besucher erwartet. Die Zahl der Aussteller stieg in diesem Jahr leicht auf knapp 1500. Kamp kündigte an, das Kongress- und Vortragsprogramm der IFA auszubauen. Nach dem Vorbild der Agrarmesse Grüne Woche solle die Elektronikbranche hier auf Politiker aus aller Welt treffen.
Ein mögliches Thema nannte der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD): „Die NSA-Debatte macht uns Risiken der modernen Medienwelt bewusst.“ Angesichts des Ausspähskandals um den US-Geheimdienst NSA brachte Wowereit neue Datenschutzvorschriften ins Gespräch. Konkrete Vorschläge machte er aber nicht. [dpa/fm]
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