Die Hersteller von Flachbildfernsehern erhoffen sich von der IFA in Berlin nach einem schwierigen Halbjahr wieder neue Impulse. Neben technischen Innovationen könnte Smart-TV den Markt wieder in Schwung bringen.
Es tut sich was im Markt für Flachbildfernseher. Große technische Revolutionen bleiben auf der diesjährigen IFA in Berlin zwar weitgehend aus, doch es gibt zahlreiche Entwicklungen zu sehen, die das Fernsehen der nächsten Generation einläuten sollen. Eine der größten Herausforderungen für die Gerätehersteller besteht derzeit darin, die richtigen Partner zu finden, um zusätzliche Inhalte auf die Flimmerkiste zu bringen.
Nach einem anfänglichen Begriffs-Wirrwar haben sich zumindest die Elektronikhersteller auf den Namen Smart-TV geeinigt. Bis heute sind nach Angaben der Deutschen TV-Plattform bereits vier Millionen internetfähige Fernsehgeräte in Deutschland verkauft worden. „Der Trend zu Internetfähigen Endgeräten ist unaufhaltsam“, sagte Jürgen Sewczyk, Vorstandsmitglied der Deutschen TV-Plattform, am Freitag in Berlin.
Alle großen Hersteller haben inzwischen zusätzliche Internet-Inhalte über Widgets oder – wie beim Smartphone – über Apps in ihre aktuellen TV-Modelle integriert. Dienste wie YouTube, Video-on-demand-Angebote, direkter Zugriff auf die Tagesschau-App oder auf eine Auswahl von Spielen gehören bei den Topmodellen zum Standard. Noch geht dabei jeder Hersteller seine eigenen Wege. In Zukunft könnte sich das ändern. Philips hat zusammen mit Sharp, Loewe und LG eine Allianz geschlossen, um die Programmierung neuer Inhalte für Internet-fähige Fernseher zu vereinheitlichen.
Inzwischen habe auch nahezu jeder Hersteller den neuen Standard HbbTV in seine Geräte integriert. Mit dem System sollen künftig Fernsehprogramm und Inhalte aus dem Netz eng verzahnt auf dem Fernseher abrufbar sein. Noch ist der Begriff HbbTV zwar 86 Prozent der Verbraucher unbekannt, wie die gfu ermittelt hat. Zum Auftakt der IFA gibt aber zum Beispiel der NDR Gas. Die TV-Mediathek des NDR kann künftig auch auf dem Fernseher als Zusatzangebot abgerufen werden.
Noch wird allerdings kräftig an der Bereitstellung neuer Inhalte gearbeitet. Die Deutsche TV-Plattform hat dafür einen „Style Guide“ erarbeitet, um die Angebote der verschiedenen Sender und ihre unterschiedlichen Bedienkonzepte anzugleichen und die Verbraucher nicht zu verwirren. Zudem sollen in Arbeitskreisen die zum Teil stark auseinandergehenden Vorstellungen von Inhalten-Anbietern und Elektronikherstellern auf einen Nenner gebracht werden.
Die Frage, ob 3D ein Erfolg wird, werde dagegen durchaus kontrovers diskutiert, sagte Bernhard Schaas, Vorstandsvorsitzender der Deutschen TV-Plattform. Die Zahl der verkauften Geräte steige zwar, „aber das derzeit verfügbare Programmangebot ist, vorsichtig formuliert, noch sehr übersichtlich“. Der Schwerpunkt der Angebote liege beim Pay-TV sowie den Verkäufen von entsprechenden Blu-ray-Disks.
Dreidimensionales Fernsehen beginnt erst langsam und in kleinen Schritten, sich den Zugang in die Wohnzimmer zu erobern. In den Top-Modellen der Hersteller ist die dritte Dimension zwar in der Regel integriert, doch es hat sich auch gezeigt, dass mehr 3D-Fernseher als Brillen verkauft werden – ein Zeichen dafür, dass die Fernsehzuschauer die Funktion eher als Zukunftsinvestition ansehen.
Im vergangenen Jahr noch in Superlativen beworben, komme der Markt für 3D-TV erst jetzt langsam in Fahrt, sagt Larant Abadie, Europa-Chef von Panasonic. Einen Schub erhofft sich die Branche von der Spieleindustrie, die 3D populärer machen könnte. Dass die Zurückhaltung der Kunden tatsächlich an den erforderlichen Brillen liegt, glaubt Schaas nicht. „Das Problem der fehlenden Inhalte ist größer“. Schaas rechnet damit, dass das Interesse eher damit geweckt werden könne, wenn sich größerformatige Fernseher weiter durchsetzen. „Je größer die Bildschirme werden, umso mehr wird das Bedürfnis nach 3D entstehen“.
Nicht zuletzt hat sich bei den aktuellen Modellen der Flachbildfernseher auch in Sachen Energieeffizienz einiges getan. Viele große Hersteller waren von dem Erdbeben und Tsunami in Japan mittelbar oder unmittelbar betroffen. „Viele Dinge haben sich seit Fukushima verändert“, sagte Abadie. Panasonic legte auf der IFA in Berlin einen seiner Schwerpunkte auf die Vorstellung neuer Energiekonzepte weit über die Unterhaltungselektronik hinaus.
Inzwischen verbrauchten moderne Displays trotz deutlich verbesserter Leistung nur noch 40 Prozent der Energie im Vergleich zu älteren Geräten, sagte Charles Park, Manager von Samsung Electronics. Einen zusätzlichen Anreiz dürfte das überarbeitete EU-Energie-Label schaffen, das ab November erstmals auch für Flachbildfernseher Pflicht wird. [Renate Grimming]
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