Huawei meldet für das erste Halbjahr ein starkes Wachstum trotz US-Sanktionen. Doch der chinesische Konzern schweigt darüber, wie stark die US-Sanktionen zuletzt ins Kontor schlugen. Und räumt ein, dass die nächsten Monate hart werden.
Der chinesische Huawei-Konzern stellt sich auf höhere Kosten durch die massiven US-Sanktionen ein. „Wir werden weiter durch schwierige Zeiten gehen und in Leute und Materiel investieren müssen“, sagte Verwaltungsratschef Liang Hua am Dienstag. Huawei müsse im zweiten Halbjahr noch viele Löcher stopfen. In der ersten Jahreshälfte wuchs der Umsatz des Mobilfunk-Ausrüsters und Smartphone-Anbieters noch deutlich. Das Unternehmen macht aber keine konkreten Angaben dazu, wie stark das Geschäft zuletzt durch die US-Sanktionen gelitten hat.
Huawei war von US-Präsident Donald Trump Mitte Mai unter Hinweis auf Sicherheitsbedenken auf eine schwarze Liste gesetzt worden. Damit wurde dem Unternehmen der Zugang zu Technologie von US-Konzernen und dem amerikanischen Markt weitgehen versperrt. Die Aussicht, dass Huawei-Smartphones keine Updates des Android-Betriebssystems von Google mehr bekommen, erschwerte auch die Verkäufe unter anderem in Europa. Die Android-Sperre wurde zunächst bis Ende August ausgesetzt.
Doch Huawei weiß weiterhin nicht, ob die nächsten Top-Modelle seiner Smartphones mit Android und Zugang zu Google-Apps wie Maps oder GMail ausgeliefert werden können. Huawei wolle definitiv weiterhin Android nutzen, das hänge aber von der US-Regierung ab, sagte Liang Hua. Zugleich bekräftigte er, dass Huawei sich in der Lage sehe, ein alternatives Betriebssystem und eine eigene App-Infrastruktur zu etablieren.
Huawei setzte im ersten Halbjahr nach eigenen Angaben 118 Millionen Smartphones ab, das waren 24 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Wachstum dürfte zu einem großen Teil vom Heimatmarkt getragen worden sein. Nach Berechnungen der Analysefirma Canalys erreichte Huawei im zweiten Quartal in China einen Rekord-Marktanteil von 38 Prozent. Dort sei der Smartphone-Absatz der Firma in dieser Zeit um 31 Prozent auf 37,3 Millionen Geräte gestiegen. Dazu habe auch eine patriotische Stimmung angesichts der US-Sanktionen beigetragen.
Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz im Jahresvergleich um gut 23 Prozent auf 401,3 Milliarden Yuan (rund 52,3 Mrd Euro). Liang Hua gab auch auf Anfrage keine Prognose für das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte ab. Er gab sich aber betont kämpferisch. „Wir werden weiter für unser Überleben kämpfen“, sagte er am Dienstag. Huawei werde auch in die Zukunft investieren. Zu Beginn seiner Präsentationen wurde ein Foto eines alten Kampfflugzeugs eingeblendet, dass trotz Einschusslöchern in den Tragflächen in der Luft bleibt.
Auf das Geschäft mit Technik für den kommenden superschnellen 5G-Datenfunk hatten die US-Sanktionen nach Darstellung von Huawei keine erheblichen Auswirkungen. So habe man seit Mitte Mai elf neue Aufträge für die Ausrüstung von 5G-Netzen bekommen. Huawei gilt als ein führender Anbieter von Technologie für 5G-Mobilfunk-Netze, die in den kommenden Jahren in großem Stil rund um die Welt entstehen werden. Allerdings gibt es auch in Europa Debatten darüber, ob der Konzern wegen Sicherheitsbedenken vom 5G-Netzaufbau ausgeschlossen werden sollte. Gewarnt wird unter anderem vor einer Nähe von Huawei zu chinesischen Behörden sowie der Möglichkeit von Sabotage im Fall eines Konflikts. Huawei wies die Vorwürfe stets zurück. [dpa]
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