Der ProSiebenSat.1-Vorstand lehnt eine Fusion mit dem italienischen Fernsehkonzern Mediaset ab. „Es gibt keinen Mehrwert, weder im Programm noch im Produkt“, sagte Vorstandssprecher Rainer Beaujean eine Woche vor der Hauptversammlung des Münchner Fernsehkonzerns der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch).
Fernsehen sei ein lokales Geschäft. Nicht einmal beim Einkauf von Hollywood-Spielfilmen gebe es Synergien: „Filmrechte werden pro Land verkauft. Hollywood schließt nicht den einen Vertrag für Europa“, sagte Beaujean.
DFamilie des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi lenkt die Mailänder Mediaset-Gruppe. Sie ist mit gut 12 Prozent der Anteile größter ProSiebenSat.1-Aktionär und will eine europäische Medienholding aufbauen. „Globale Ideen scheitern oft an den Besonderheiten in den einzelnen Ländern“, sagte Beaujean. „Wenn Sie mich umgekehrt fragen würden, warum ProSiebenSat.1 als deutlich größeres Unternehmen nicht Mediaset kaufen wollen würde, würde ich Ihnen antworten: Weil ich darin keinen Sinn sehe.“. Außerdem hänge Mediaset vollständig von den TV-Werbeerlösen ab. ProSiebenSat.1 dagegen hält auch Anteile an Datingportalen, Vergleichsplattformen und Online-Shops. Diese sollen dann mit TV-Werbung ihre Geschäfte in Schwung bringen und dann mit Gewinn wieder verkauft werden können.
An einer deutschen Konzentration der Medienbranche, etwa durch ein Zusammengehen mit Axel Springer oder Bertelsmann/RTL, will Beaujean ebenfalls nicht mitwirken. „Neben einer abnehmenden Meinungsvielfalt gäbe es zahlreiche regulatorische Hürden, die zu überwinden wären. Einen solchen defensiven Schritt wollen wir deshalb nicht verfolgen, sondern uns voll und ganz darauf konzentrieren, unser Wachstum fortzusetzen.“
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