Geschichte ist nicht nur ein Rückblick, sondern beeinflusst unser tägliches Leben. Geschichte ist nicht nur Wissenschaft, sondern auch Unterhaltung. Der Pay-TV-Sender History hat sich dem Ziel verschrieben, geschichtliche Themen für ein nicht-akademisches Publikum aufzubereiten. DIGITALFERNSEHEN.de hat hinter die Kulissen des Spartenkanals geschaut.
Erst zieht Hannibal mit seinen Elefanten gegen Rom, danach erobern Zeppeline den Himmel und nur wenig später ist die Welt von Menschen befreit und wird von der Natur zurückerobert, um im Anschluss wieder von Dinosauriern bevölkert zu werden. Das geht nicht? Auf History schon. Der Dokumentationssender bereitet historische Themen für ein geschichtsinteressiertes Publikum auf. Doch Geschichte, das ist nicht nur das, was in der Vergangenheit geschehen ist, sondern wird auch „in der Gegenwart geschrieben“, erklärt Sebastian Wilhelmi, Director Marketing & Communication bei History.
History „positioniert sich als Sender für vornehmlich geschichtsinteressierte Doku-Fans“ und wirft dabei den etwas anderen, neuen Blick auf die Ereignisse, „indem wir nicht nur zeigen, was geschah, sondern weiter gehen und nach dem Warum und dem Wie fragen“, umreißt der Marketingleiter das Konzept. So erzählt der Dokumentationskanal beispielsweise nicht nur nach, dass die Spartaner in der Schlacht bei den Thermopylen gegen die Perser gewannen, sondern erklärt auch, wie die weitaus unterlegeneren Soldaten die Armee von König Xerxes I schlagen konnten.Informative Werbepause
Dabei macht der Pay-TV-Kanal auch nicht davor Halt, die Werbepausen zwischen den einzelnen Sendungen mit Informationen zu spicken. In kleinen Programmblöcken während der Spots werden geschichtliche Fragen gestellt, die kurz vor Wiederaufnahme der laufenden Sendung beantwortet werden. „Wir unterstellen unseren Zuschauern Wissbegierde und kennen selbst den Reiz, bei Quizshows mitzuraten und sich selbst herauszufordern“, erläutert Wilhelmi die Idee hinter den eingeschobenen Wissenshappen und gibt dann zu: „Auch das ist Unterhaltung, dient aber natürlich auch dazu, Zuseher über die Werbepause hinweg bei uns zu halten“.
Geschichte muss nicht staubtrocken sein – Geschichte ist auch Unterhaltung. „Spätestens seit Guido Knopp wissen wir, dass die Interessenten an historischen Ereignissen keineswegs in der Nische zu suchen sind“, so Wilhelmi. Zwar basieren die Produktionen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, History macht es sich jedoch zur Aufgabe, die geschichtlichen Themen für Laien aufzubereiten. Getreu dem Motto „Unterhaltung meets Science“ werden wissenschaftliche Themen mit Bildern, Interviews und schematischen Darstellungen dargestellt und so jedem Geschichtsinteressierten zugänglich gemacht.Otto-Normal-Verbraucher mit Spleen
Wie entwickelte sich der Islam? Was passierte bei der Schlacht in Gettysburg? Und wie ist eigentlich unser Planet entstanden? Das Themenspektrum reicht von der Vor- und Frühzeit über Antike, Mittelalter, Zeit- und Militärgeschichte bis in eine ferne Zukunft. Dabei stehen jedoch nicht nur Ereignisse, sondern auch Individuen im Mittelpunkt. Neben bekannten Persönlichkeiten wie „Die Kennedys“, von denen der Sender „bisher unbekannte Privatfilme“ zeigte, finden so auch Otto-Normal-Verbraucher mit Spleen den Weg ins History-Programm. „Die drei vom Pfandhaus“ oder „American Pickers – die Trödelsammler“ reihen sich so zwischen Dokus über den Autoren des „Kleinen Prinzen“, Antoine de Saint-Exupéry, und das amerikanische Thanksgiving-Fest.
„Es ist immer reizvoll, Menschen und ihre Leidenschaften kennenzulernen“, verdeutlicht Wilhemli, warum Doku-Soaps wie „Die drei vom Pfandhaus“ oder „American Pickers“ zum festen Bestandteil im Programmangebot des Pay-TV-Senders gehören. „Auch hier geht es um Geschichte, aber der Mensch wie Du und ich ist Protagonist. ‚Die drei vom Pfandhaus‘ faszinieren mit ihrer Leidenschaft für alte Gegenstände und deren Geschichte. ‚American Pickers – die Trödelsammler‘, begleitet zwei verrückte Sammler, deren Begeisterung für allen möglichen alten Plunder vom antiken Fahrrad bis hin zum ausrangierten Zahnarztstuhl ansteckend ist“.
Dass die Serien nicht im Sand der Zeit verlaufen, zeigt die „beachtliche Nachfrage zu neuen und und abenteuerlastigen Serien wie ‚Ax Men – die Holzfäller‘, ‚Ice Road Truckers – Gefahr auf dem Eis‘ oder ‚Die drei vom Pfandhaus‘, mit denen wir eine besonders junge, erweiterte Zielgruppe ansprechen“, so der Marketingleiter. Generell erhalte History „teilweise erstaunlich konstruktive Rückmeldungen zu fast allen Themen“. So scheinen Rom, Ägypten und die Antike ihre Faszination auch in der heutigen Zeit nicht einzubüßen. „Aber auch die zeitgeschichtlichen und Technikthemen haben eine große Fangemeinde“, attestiert Wilhelmi.Neugier auf alles, was neu, spannend und einfach ist
Dabei schafft es nicht jedes Thema in das Programm des Geschichtssenders. Inhalte, die keine internationale oder lokale Relevanz haben, werden aussortiert. Genauso wie Produktionen, die nicht zur Tonalität des Senders passen. „Grundsätzlich entscheiden wir aber erst nach genauerer Kenntnis, im Idealfall nach dem Screening eines Programms und bewahren uns bis dahin unsere Neugier auf alles, was neu, spannend oder einfach anders ist“.
Dabei sind vor allem Relevanz, neue Erkenntnisse und der Unterhaltungswert einer Produktion ausschlaggebende Parameter bei der Auswahl aus der Fülle an Stoffen, die sich schon allein durch das breite Themenspektrum ergibt. History befinde sich dabei in der „komfortablen Situation, die interessantesten Inhalte heraussuchen zu können“. Dabei erhebt der Pay-TV-Kanal jedoch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sagt der Marketingleiter. „Der Anspruch eines allumfassenden Programmangebots zum Thema Geschichte wäre vermessen“.Lokalisierung des Senders
Auf dem Dokumentationskanal finden aber nicht nur „Die Pfandleiher“ oder die großen, geschichtlichen Ereignisse und Persönlichkeiten wie die ägyptischen Götter, Herkules oder der Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center Platz. Ein wichtiger Anteil, auch für den amerikanischen Mutterkonzern A+E Networks in New York, ist eine größtmögliche Eigenständigkeit, die unter anderem eine Lokalisierung des Senders einschließt. So zeigt History auch deutsche Produktionen wie „Terra X“.
Es sei gerade angesichts des deutschsprachigen Publikums wichtig, „lokalen Inhalten ausreichend Platz einzuräumen“, schildert Wilhelmi. Beispielsweise habe sich bereits vor dem Sendestart von History im Jahr 2004 eine Partnerschaft mit deutschsprachigen Programmanbietern in der Sendung „ZDF History“ manifestiert. „Unser Mutterhaus produziert nach wie vor gemeinsam mit dem ZDF und wir erfreuen uns eines stabilen Anteils dieser Produktionen in unserem Programmangebot“.
Gleichzeitig vertreibt das Unternehmen einzelne Sendungen auf dem Free-TV-Markt, der für den Spartenkanal übrigens nur als Lizenzmarkt und nicht als Ausstrahlungsplattform interessant ist. So fanden Sendungen wie „Ice Road Truckers – Gefahr auf dem Eis“ oder „Moderne Wunder“ nach ihrer Erstausstrahlung auf History den Weg zu großen Privatsendern.
Wie sieht das Programm von History in fünf Jahren aus? Das entscheidet die Menschheit – denn wir schreiben Geschichte und damit das Programm des Pay-TV-Senders. Schließlich wird – wir erinnern uns an Wilhelmis einleitende Bemerkung – Geschichte auch heute noch in der Gegenwart geschrieben.
Spartensender der Woche im Überblick
[Jana Skoupy]
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