Mit dem Ende der „News of the World“ ist der Abhörskandal für Medienmogul Rupert Murdoch noch lange nicht ausgestanden. Zwar dürfte seine News Corp. das Aus des Sonntagsblatts finanziell locker wegstecken, doch das Image hat großen Schaden genommen.
Rupert Murdoch ist dieser Tage ungewöhnlich still. Eigentlich hält der 80-jährige Medienmogul selten mit seiner Meinung hinterm Berg. Der Chef der News Corp. redet Tacheles – und sein Wort hat in der Medienwelt Gewicht. Nun aber überlässt er die Bewältigung des Abhörskandals bei der führenden britischen Sonntagszeitung „News of the World“ seinem Sohn James. Rupert Murdoch scheint nicht selbst in die Schlagzeilen geraten zu wollen. Für den Altmeister der Medienbranche steht viel auf dem Spiel.
Murdoch hat im Laufe der Jahrzehnte durch Zukäufe ein Medienimperium auf die Beine gestellt, das seinesgleichen sucht. Ihm gehören das Filmstudio 20th Century Fox, die Fernsehsenderkette Fox, Zeitungen wie das „Wall Street Journal“, die britische „Times“ und „Sun“ sowie Buchverlage. In den USA, Australien und Großbritannien hat der konservative Murdoch enormen Einfluss auf die öffentliche Meinung. Hierzulande kontrolliert er den in einer Dauerkrise
steckenden Bezahlsender Sky Deutschland (ehemals Premiere).
Die „News of the World“ fehlt künftig in diesem Riesenreich. Die direkten Auswirkungen sind sehr überschaubar: Die News Group Newspaper Ltd., in der Murdoch seine zwei britischen Boulevardblätter gebündelt hat, erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr nach Angaben des Finanzdienstleisters Bloomberg gerade einmal einen operativen Gewinn von 18,2 Millionen Pfund (20 Millionen Euro). „Finanziell merkt man das gar nicht in der News Corp.“, sagte der New Yorker Analyst Ed Atorino. Der Gesamtkonzern kam im gleichen Zeitraum auf einen operativen Gewinn von annähernd 4,0 Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro).
Nach Einschätzung der „New York Times“ kommt die Schließung der „News of the World“ dem gewieften Murdoch gar nicht so ungelegen. Nun könne er seinen schon länger gehegten Plan umsetzen, sein Boulevard-Flaggschiff „Sun“ an sieben Tagen die Woche herauszugeben. Bislang war der Sonntag dem Blatt verwehrt. Damit könnte Murdoch letztlich Kosten einsparen.
Doch die Freude darüber dürfte nur kurz gewesen sein. Denn Murdoch muss wegen des Skandals um abgehörte Telefone um die Komplettübernahme des britischen Fernsehgiganten BSkyB bangen. Weit mehr als 100 000 Beschwerden von Bürgern und Organisationen sind bei den Wettbewerbshütern eingegangen, die ihr Okay für den Milliardenkauf geben müssen. Es werde „einige Zeit“ brauchen, sich da durchzuarbeiten und zu einer Entscheidung zu gelangen, sagte der zuständige Kulturminister Jeremy Hunt.
Beobachter spekulieren über eine Verkündung des Ergebnisses im September. Murdoch kann nur hoffen, dass sich der Abhörskandal bis dahin nicht noch ausgeweitet hat. [Daniel Schnettler]
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