Der TV-Streit um die Leichtathletik-WM ist beendet. Die Zuschauer können die Titelkämpfe in diesem Jahr in Südkorea wie gewohnt live bei ARD und ZDF verfolgen. Die nach wochenlangen Verhandlungen erzielte Einigung schließt die WM 2013 in Moskau aber nicht ein.
Die deutschen Leichtathletik-Fans können aufatmen. Nach einem wochenlangen Gezerre haben sich ARD, ZDF und der Weltverband IAAF buchstäblich in letzter Minute auf die Live-Übertragung der WM vom 27. August bis 4. September in Südkorea geeinigt. Der Vertrag beinhaltet nur die Titelkämpfe in Daegu, wo wegen der Zeitverschiebung von sieben Stunden die meisten Entscheidungen am Vormittag und zur Mittagszeit in Deutschland fallen. Die WM 2013 in Moskau, die ursprünglich ein Teil des umkämpften Rechtepakets war, muss nun separat verhandelt werden.
„Es hat sich im Interesse der Sportler und des Publikums gelohnt, dass ARD und ZDF bis zuletzt bereit waren, die Verhandlungen fortzusetzen“, kommentierte ZDF-Intendant Markus Schächter am Freitag die Einigung nach mehrmonatigen, schwierigen Verhandlungen. Bis zum Schluss hatte die Agentur SportA im Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender mit der vom Weltverband beauftragten Agentur IEC hart um den Preis gerungen.
Ursprünglich stand eine IEC-Forderung von 12 bis 15 Millionen Euro für zwei Weltmeisterschaften im Raum. Dieser Preis war ARD und ZDF, die erstmals auf die Live-Übertragung der olympischen Kernsportart verzichten wollten, deutlich zu hoch. Zum nun ausgehandelten Rechtepreis machte die Parteien keine Angaben, er dürfte aber schätzungsweise bei drei bis vier Millionen Euro liegen. „Nach dem Verhandlungsmarathon haben nun alle gewonnen“, sagte die ARD-Vorsitzende Monika Piel.
„Die Zeit hat gedrängt. Wir freuen uns, dass es zu einer Berichterstattung über die WM in Daegu kommen wird“, erklärte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). „Ich bin fest überzeugt, dass auch für Moskau eine Lösung gefunden wird“, fügte er hinzu. Für den DLV und die deutsche Leichtathletik, die zuletzt bei der Heim-WM-2009 in Berlin ein rauschendes Fest feierte, ist der Vertrag eminent wichtig. „Wenn das gescheitert wäre, hätte es die Situation für den Verband erheblich erschwert“, gab Prokop zu.
Mit einem Offenen Brief hatten die DLV-Athleten vor einigen Wochen erheblichen Druck auf die Fernsehsender aufgebaut. Sogar im Sportausschuss des Bundestages wurde über das Ausstiegs-Szenario diskutiert. „Es ist gut, dass die mündigen Athleten die Sache in die Hand genommen haben. Das hat die IAAF überzeugt, einen Kompromiss anzustreben“, sagte Helmut Digel, DLV-Ehrenpräsident und Mitglied im IAAF-Council.
„Wir haben die Tür nie zugeschlagen. Die Einigung freut mich“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. Die TV-Macher hatten auf eine schnelle Entscheidung gedrängt. Sie müssen nun umgehend beim Organisationskomitee in Daegu Leitungen bestellen und alle anderen technischen Vorbereitungen für eine umfassende Live-Berichterstattung aus Südkorea treffen. [Peter Hübner/Andreas Schirmer/dpa/ar]
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