Bereits zum zweiten Mal wurde die Entscheidung über die Realisierungeines gemeinsamen Jugendkanals von ARD und ZDF durch die zuständigen Ministerpräsidenten vertagt. Erneut ist das Projekt damit wohl nur knapp an einem Scheitern vorbei geschrammt. Aber es ist eben noch nicht gescheitert. Welche Chancen hat der Jugendkanal nun noch?
Erneut haben die Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer die Entscheidung zum gemeinsamen Jugendkanal von ARD und ZDF vertagt, nachdem es zuvor bereits auf der Ministerpräsidentenkonferenz im Oktober 2013 einen Aufschub gegeben hatte. Als Begründung nannte Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, am Donnerstag neue Fragen zum Konzept des Senders, die vor allem durch einen Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) aufgekommen seien. Dabei geht es wohl vor allem um die Frage der Finanzierung.
Vorgesehen ist für den neuen Kanal, der als trimediales Angebot in TV, Radio und Internet geplant ist, ein Etat von 45 Millionen Euro jährlich. Dieser soll sich aus 30 Millionen Euro von der ARD und 15 Millionen Euro vom ZDF speisen. Laut Dreyer hatte die KEF jedoch in ihrem Bericht festgestellt, dass sich dieser Etat, den die Ministerpräsidenten nach eigenen Angaben auch nicht überschritten sehen wollen, an der unteren Grenze bewege, um ein sinnvolles Angebot überhaupt auf die Beine stellen zu können. Einfach ausgedrückt: Hier muss das Konzept von ARD und ZDF wirklich überzeugen, was es aber aus Sicht zumindest einiger Ministerpräsidenten offenbar immer noch nicht tut.
Dreyer selbst, die zu den großen Befürwortern des gemeinsamen Jugendkanals von ARD und ZDF gehört, musste dann auch eingestehen, dass es unter den Landeschefs nach wie vor unterschiedliche Ansichten zur Notwendigkeit des Projektes gibt. Insgesamt sei man sich jedoch darin einig gewesen, den Rundfunkanstalten noch einmal die Chance zur Nachbesserung an ihrem Konzept zu geben.
Doch was bedeutet dies konkret für die Erfolgsaussichten des Jugendkanals? Hierzu machte Dreyer keine Angaben. Fakt ist jedoch, dass das von ARD und ZDF vorgelegte Konzept nun bereits zum zweiten Mal keine ausreichende Zustimmung unter den Länderchefs finden konnte. Für die Rundfunkanstalten, die intern zum Teil bereits seit Jahren um das Projekt ringen, ein schwerer Schlag. Tatsächlich ist man mit der erneuten Vertagung der Entscheidung durch die Ministerpräsidentenkonferenz wohl bereits zum zweiten Mal nur haarscharf an einem endgültigen Scheitern des Jugendkanals vorbei geschrammt. Die Beantwortung der nun noch einmal aufgeworfenen Frage, wie man ein Jugendangebot zu stemmen gedenkt, das möglichst nichts kosten darf aber alles leisten soll, dürfte für ARD und ZDF äußerst schwierig werden.
Auf der anderen Seite zeigt die erneute Vertagung der Entscheidung jedoch auch, dass die Politik dem Projekt Jugendkanal einen durchaus hohen Stellenwert einräumt und es nach Möglichkeit eben nicht scheitern sehen will. Auch unter den Ministerpräsidenten scheint man sich darüber im Klaren zu sein, dass sowohl ARD als auch ZDF die jüngeren Zuschauer vollständig zu entgleiten drohen. Die Notwendigkeit einer Verjüngung besteht hier so oder so. Wie das neue Jugendangebot im Einzelnen aussehen soll, darüber gehen die Meinungen aber teilweise auseinander – übrigens auch unter den Rundfunkanstalten der ARD.
Eingestehen müssen sich die Entscheidungsträger jedoch, dass zu dem angedachten Fernsehkanal mit angeschlossenem Web-Angebot derzeit einfach kein wirklich schlüssiges und erfolgsversprechendes Gegenkonzept auf dem Tisch liegt. Insgeheim wissen dies wohl auch alle Beteiligten. Die Politik jedenfalls, und das ist das Positive für die Öffentlich-Rechtlichen, hat das Projekt eben erneut nicht abgewürgt und gibt den Rundfunkanstalten noch eine Chance. Nun müssen ARD und ZDF aber endgültig liefern. [Patrick Schulze]
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