Die Handball-WM gibt es nur im Pay-TV bei Sky zu sehen, zum Ärger vieler Fans, die kein Abo haben und daher in die Röhre schauen. ARD und ZDF hätten das verhindern können, wenn sie mehr Geld investiert hätten, beklagt nun der Präsident des Handball-Weltverbandes IHF.
Viele Handball-Fans befinden sich aktuell in einem ziemlichen Dilemma: Die deutsche Nationalmannschaft schlägt sich bisher sehr erfolgreich durch die Gruppenphase der Weltmeisterschaft in Katar, doch die meisten Fans bekommen davon nicht viel zu sehen. Denn nur diejenigen, die ein Abo des Pay-TV-Anbieters Sky haben, können die Spiele live und in voller Länge verfolgen. Allen anderen bleibt nur der Gang in die Sportbar oder sich mit Zusammenfassungen auf anderen TV-Sendern oder im Internet zufrieden zu geben – zum Ärger vieler Fans, die die WM lieber im Free-TV verfolgen und mit ihrem Team mitfiebern wollen.
Hassan Moustafa, Präsident des Handball-Weltverbandes IHF, sieht die Schuld hier ganz klar bei ARD und ZDF, die dieses Dilemma seiner Ansicht nach ganz einfach hätten verhindern können, wenn sie nur tiefer in die Tasche gegriffen hätten: „ARD und ZDF haben ein zu niedriges Gebot abgegeben, das noch unter dem der WM 2011 lag“, so der IHF-Präsident gegenüber der „Sport Bild“. Da habe der Rechteinhaber das Interesse am Angebot der Öffentlich-Rechtlichen verloren, eine völlig legitime Reaktion, so Moustafa.
War es am Ende also nur eine Frage des Geldes, dass es die Handball-WM nur im Pay-TV und nicht im freiempfangbaren Fernsehen für alle zu sehen gibt? ARD und ZDF weisen den Vorwurf von sich: ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz bezeichnete die Aussage von Moustafa gegenüber dem Sport Informations Dienst (SID) als „Frechheit“. Er selbst habe gegenüber den Sendern geäußert, dass an der Höhe des Gebots nichts auszusetzen sei. ARD-Sportchef Axel Balkausky fügte hinzu, dass die finanzielle Seite nie Thema bei Gesprächen mit dem Rechteinhaber war.
Ganz schlüssig scheint die Aussage des IHF-Präsidenten ohnehin nicht zu sein, denn sollte es tatsächlich nur am Geld gelegen haben, hätte der Rechteinhaber auch einfach einem anderen Sender den Zuschlag geben können. Der Spartensender Sport1 wäre hier ein entsprechender Kandidat gewesen, der aktuell die Handball-Bundesliga im Programm hat und sich daher bereits als Anlaufstelle für Handball-Fans positioniert hat. Doch der Sender sah davon ab, sich auch nach dem Ausstieg von ARD und ZDF um die Rechte zu bemühen, mit der Begründung, dass man das gleiche Problem wie die Öffentlich-Rechtlichen habe – die Verbreitung seiner Programme via Satellit.
Diese Frage ist es auch, die laut ARD und ZDF letztlich dafür verantwortlich war, dass die Sender die Handball-WM nicht übertragen können. Denn der Rechteinhaber habe verlangt, dass die Öffentlich-Rechtlichen auf eine Verbreitung via Satellit verzichten. Für ARD und ZDF war das aber eine Bedingung, der sie mit Blick auf ihren Auftrag keinesfalls nachkommen konnten -und somit eher der Grund, wieso die Verhandlungen Ende November letztlich scheiterten. Laut dem Sender kamen diese Bedenken beim Rechteinhaber sehr plötzlich, bei der Abgabe des Angebots sei dieser auch noch mit der Satellitenverbreitung einverstanden gewesen.
Was letztlich den Ausschlag für dieses Umdenken gab, lässt sich aktuell nicht beantworten. Fest steht dagegen, dass es keine Live-Bilder der Handball-WM bei ARD und ZDF geben wird. Erst am Dienstag erteilte Gruschwitz all denjenigen eine Absage, die angesichts der deutschen Erfolge doch noch auf einen Einzug der WM ins Free-TV hoffen. Während sich die Öffentlich-Rechtlichen nun der Kritik stellen müssen, dass ein Ereignis wie die Handball-WM ins Free-TV gehört, darf sich Sky als klarer Gewinner fühlen. Der Pay-TV-Anbieter verzeichnet derzeit beste Quoten mit seinem Handball-Angebot. Für ihn hat sich die Investition in die Rechte rentiert. [fm]
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