Vor fünf Jahren gab die Mediengruppe RTL Deutschland ihre Pläne für eine Verschlüsselung ihrer digital über Antenne verbreiteten Programme bekannt. Der Startschuss fiel in der DVB-T-Region Stuttgart. Polterten Politik und Medienanstalten bei derlei Plänen für Kabel und Satellit noch mächtig los, hielt man beim Stuttgarter DVB-T-Projekt die Füße auffällig still.
Sowohl die Einführung der Verschlüsselung privater Programmanbieter im Kabel als auch deren Versuche, Gleiches via Satellit umzusetzen geißelten Medienpolitiker und Regulierer gleichermaßen. Ein Must-free-Offer wurde von den Medienanstalten gefordert. Die CDU schimpfte über „Bezahlfernsehen durch die Hintertür“. Die Grünen stellten im Bundestag einen Antrag, mit dem die unverschlüsselte Verbreitung von Vollprogrammen festgeschrieben werden sollte.
Der DVB-T-Verschlüsselung hingegen wurde kaum Aufmerksamkeit zuteil. Was war geschehen? Die Grundverschlüsselung im Kabel wurde zum Alltag. IPTV trat seinen Siegeszug an und verschlüsselte ebenfalls alles bis auf die Öffentlich-Rechtlichen. Der Sky-Vorgänger Premiere punktete mit HDTV – natürlich verschlüsselt. „Adressierbarkeit muss kommen“ lautete eine Pressemitteilung der Medienanstalten aus dem Jahr 2007. Das populistische Politikgeschrei wich der Erkenntnis, dass Verschlüsselung und Adressierbarkeit ein nicht zu verachtendes wirtschaftliches Momentum innewohnt. Damit kann man ja Geld verdienen!
Heute ist die Grundverschlüsselung zwar passé, aber im Kabel, über Satellit und bei IPTV wird für werbefinanziertes HDTV bezahlt. Der Stuttgarter Versuch ist nicht über den Projektstatus hinausgekommen. Die DVB-T-Verschlüsselung wird aber mit der Einführung von DVB-T2 kommen, zumindest für HD-Programme. Zugegeben, Produktion und Verbreitung sind teurer als bei SD. Aber die Peitsche knallt am Ende, denn das nächste medienpolitische Geplärre wird es bei der SD-Abschaltung geben. Wie das ausgehen wird, zeigt die Vergangenheit.
In der Rubrik DIGITAL INSIDERvor 5Jahrenblickt dieRedaktiondes Branchendienstes einmal imMonat aufThemenzurück, dieseinerzeitdie Branche bewegt haben.WährendmancheEntwicklungen bisheute nichtsvon Ihrer Relevanzeingebüßthaben,entlarvt unsereRückschau auchTotgeburten undverfehlteErwartungen.Den DIGITALINSIDER können Sieunter diesem Link abonnieren.DIGITAL INSIDER vor 5 Jahren
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