„Wartezeit ab hier ca. 120 Minuten“: Die Gamescom ist für viele Fans von Computerspielen ein Muss. An manchen Messeständen ist daher viel Geduld gefragt. Schnell geht es nur dort, wo es nicht ums Spielen geht – sondern ums Lernen.
„We are Gamers“, hallt es um kurz vor 10.00 Uhr durch die Halle. Die Gamescom hat noch nicht geöffnet, doch am Eingang warten tausende Besucher ungeduldig darauf, dass es losgeht. Am Donnerstag, dem ersten Publikumstag der größten europäischen Computerspielemesse, ist der Andrang riesig, wie schon im Vorjahr. Die Messe hat extra einen dritten Eingang für die Fans eingerichtet.
Kevin und Jan-Per warten vorne an den Drehkreuzen, seit 7.30 Uhr sind sie auf dem Gelände. Der 19-jährige Kevin hat es sich auf einem Klappstuhl bequemgemacht. „Erstmal Kräfte sparen“, lautet seine Devise, bevor er gleich das Action-Spiel „Assassin’s Creed III“ ausprobieren kann. Der gleichaltrige Jan-Per will unbedingt zum Stand von Sony. Dort sollen Videos zum angekündigten Horrorschocker „The Last of Us“ gezeigt werden. „Ich hab schon einen ersten Trailer gesehen“, sagt er. Auch wenn es dabei noch nichts zu daddeln gibt, neue Spiele für seine Playstation 3 sind heiß begehrt.
Kurz nach Öffnung der Tore bilden sich an einigen Ständen bereits meterlange Schlangen. „Wartezeit ab hier ca. 120 Minuten“, steht auf einem Schild. Nur eine halbe Stunde später ist die 300-Minuten-Marke erreicht. Besonders beliebt sind neue Varianten bekannter und bewährter Blockbuster. Der Ego-Shooter „Call of Duty“ lockt mit seiner neuesten Ausgabe genauso viele Gamer an wie die Erweiterung „Mists of Pandaria“ des erfolgreichen Rollenspiels „World of Warcraft“.
Mehr als 250 000 Besucher erwartet die Messegesellschaft bis zum Sonntag in den Hallen. Der Eindruck sei am ersten Tag „sehr positiv“ – also dürften mindestens so viele Fans wie Vorjahr da sein. Genaue Zahlen nennt das Unternehmen erst am Ende.
Die 23-jährig Filiz ist bereits zum vierten Mal auf der Gamescom und holt sich Inspiration. Die Marketingstudentin ist eine der wenigen Frauen auf der Messe, aber genauso leidenschaftlich dabei: „Ich gebe bis zu 400 Euro im Jahr für Spiele aus.“
Philipp will sich ein Turnier des kostenlosen Online-Spiels „League of Legends“ anschauen. Vor einer großen Leinwand können Fans das Halbfinale verfolgen. „Da lernt man neue Tricks“, sagte der 18-Jährige. Außerdem ist er froh, im Spieletrubel für ein paar Minuten sitzen zu können.
Auch Jan-Per sitzt kurze Zeit später in einer Ecke. „Ich bin enttäuscht“, sagte er über die Präsentation von „The Last of Us“. Doch das restliche Angebot von Sony sei toll. „Die haben echt alles mitgebracht, was sie zu bieten haben.“ Man merke gar nicht, dass in diesem Jahr Microsoft und Nintendo fehlen. Sein viertägiges Ticket will er bis Sonntag voll auskosten.
Pascal und Lucas sind dagegen frustriert. Die Jungs im Alter von 11 und 13 Jahren sind zum ersten Mal mit ihren Eltern hier. Sie wollten eigentlich nur das neue „Fifa 13“ ausprobieren. Doch die Schlange bei der Fußballsimulation ist so lang, dass sie es sich anders überlegen. Ihre Mutter will die beiden zum Playstation-Stand bringen. Dort wird das neue „Wonderbook“ angeboten, eine Erweiterung für die Konsole, mit der Bücher zum Leben erweckt werden sollen, zum Beispiel Zaubersprüche aus dem „Harry Potter“-Universum.
Neben den Spiele-Riesen buhlen auch Ausbildungsstätten und die Bundeswehr um die vorwiegend männlichen Besucher. Die Hochschule Kempten etwa will für ihr Informatikstudium begeistern. „Die Berufschancen sind ausgezeichnet“, sagte Prof. Tobias Breiner vom Lehrstuhl für Game Engineering. „Vor allem Simulationsentwickler werden in allen Branchen gebraucht.“
[Maximiliane Koschyk]
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