Die griechische Staatskrise macht auch vor dem Medienbereich nicht Halt. Zwei digitale Fernsehkanäle und zwölf Regionalradios stellen den Betrieb ein. Zudem fordert Regierungssprecher Ilias Mossialos die Abschaffung des Regierungssenders ET1.
Auch die mit Staatsmitteln geförderte Programmzeitschrift „Radiotileorasi“, die im vergangenen Jahr einen Verlust von 1,2 Millionen Euro einfuhr, wird laut einem Bericht der Tageszeitung „taz“ (Dienstagsausgabe) vom Markt genommen. Im Gegenzug soll allerdings das Onlineangebot der staatlichen Senderfamilie ERT ausgebaut werden. Außerdem fließen Gelder in den Ausbau eines Kultursenders für junge Kreative und das griechische Auslandsfernsehen.
In Griechenland gilt die Verquickung zwischen Staat und Hofberichtserstattung in den regierungsnahen Medien als besonders eng. So dürfen sich politische Günstlinge ohne jegliche Medienerfahrung als Nachrichtenchefs, Korrespondenten, Berater und in anderen Schlüsselposten verdingen. Mossialos, seit sechs Monaten im Amt, will nach eigenen Angaben für einen unabhängigen Rundfunk nach Vorbild der britischen BBC kämpfen.
Dass diese Aufgabe angesichts der Staatsverschuldung kaum zu bewältigen ist, schreckt den neuen Medienminister nicht. Ob es zu größeren Stellenstreichungen in der Belegschaft der 6 000 Köpfe starken ERT kommt, will Mossialos derzeit nicht beantworten und spricht von einer notwendigen Evaluierung mit offenem Ergebnis. Die zuständige Gewerkschaft habe vorsorglich bereits zu Streiks aufgerufen, so die „taz“.
Im März und April waren in Griechenland Journalisten aufgrund der angespannten Lage bereits in den Generalstreik getreten. Neben Zeitungen waren auch TV-Nachrichten von den Arbeitskampfmaßnahmen betroffen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). [ar]
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