Eine Woche nach Schließung der Greensill Bank melden sich immer mehr betroffene Kommunen, die Geld angelegt hatten. Doch auch der öffentliche Rundfunk ist betroffen.
„Unsere finanzielle Stärke ist Ihre Sicherheit“ – so heißt es in großen Lettern auf der Homepage der Greensill Bank aus Bremen. Weiter unten dann eine kurze Vorstellung der Bank: „Die Greensill Bank AG ist eine hoch kapitalisierte, traditionsreiche deutsche Bank. Die Sicherheit der Kundeneinlagen hat für uns oberste Priorität. Von Bremen aus sind wir seit Generationen zuverlässiger Partner für Privatkunden und kleinere und mittelständische Unternehmen.“ Doch damit scheint nun Schluss zu sein. Denn vor genau einer Woche, am 3. März, wurde die Bremer Greensill Bank AG von der Finanzaufsicht BaFin wegen drohender Überschuldung mit sofortiger Wirkung geschlossen. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft nach einer Strafanzeuge der BaFin. Das gab die Finanzaufsicht in einer Pressemitteilung an.
Wiesbaden, Osnabrück und Co.
Jetzt werden immer mehr Kommunen bekannt, die mehrere Millionen Euro bei dem Institut angelegt haben und um ihr Geld bangen. Nach eigenen Angaben hat beispielsweise Wiesbaden 15 Millionen Euro angelegt. Die hessische Landeshauptstadt hatte außerdem fünf Millionen Euro als Termingeld-Anlage des Eigenbetriebes für Tourismus, Messe und Kongress bei der Bank.
Aber auch andere Kommunen, wie Osnabrück mit 14 Millionen Euro, sind betroffen. Darüber hinaus muss die Stadt Monheim um 38 Millionen fürchten. Derweil bangt Gießen um 10 Millionen Euro. Auch Emmerich hat mehrere Millionen Euro angelegt. Dazu kommen noch die städtischen Kölner Bühnen, die 15 Millionen Euro angelegt haben sollen.
NDR, SWR und SR
Doch nicht nur Kommunen und Privatpersonenn haben bei der Bank angelegt: Auch einige öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten wie NDR, SWR und SR sollen Geld bei der Greensill Bank angelegt haben. Laut eines Berichts des „Weser-Kurier“ habe der NDR seit 2019 Termingeldanlagen bei der Bank getätigt. Über die genaue Höhe der Anlagen habe sich der NDR, wie auch der SR und der SWR, bislang nicht äußern wollen. Allerdings seien die Anlagen durch die gesetzliche Einlagensicherung komplett abgesichert. Laut „Weser-Kurier“ geht der NDR von keinem finanziellen Schaden ausgehen.
Hohe Sparzinsen
Die Greensill Bank AG hatte in Zeiten von Null- und Negativzinsen Tages- und Festgeldanlagen zu ungewöhnlich hohen Sparzinsen angeboten, wie in den vergangenen Tagen zahlreiche Medien berichteten. Das lockte nicht nur Kleinsparer. Auch Kommunen griffen zu und legten öffentliche Gelder an.
Das Problem: Seit dem 1. Oktober 2017 profitieren eben auch Kommunen nicht mehr von der freiwilligen Einlagensicherung der privaten Banken. Denn in Deutschland fällt diese normalerweise wesentlich höher aus als die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro.
In Finanzkreisen heißt es, dass bei der Bremer Bank rund 3,6 Milliarden Euro an Einlagen im Feuer stünden. Davon müssten circa 3,1 Milliarden Euro durch die gesetzliche Einlagensicherung sowie den freiwilligen Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) gesichert sein. Bei der australischen Mutter der angeschlagenen Bank haben mittlerweile Insolvenzexperten der internationalen Unternehmensberatung Grant Thornton das Ruder übernommen.
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