Mehr Kanäle und bessere Qualität: Am 17. Juni hätte auf dem afrikanischen Kontinent das digitale Zeitalter beginnen sollen. Der Tag war als Stichtag angesetzt, an dem der TV-Empfang via Satellit und Antenne nur noch hätte digital erfolgen sollen. Doch es ist anders gekommen.
Am 17. Juni 2015 sollte auf dem afrikanischen Kontinent das digitale Zeitalter beginnen. An diesem Tag sollte das analoge Fernsehen in Afrika abgeschaltet werden, die Antennen- und Satellitenübertragung nur noch auf digitalem Wege erfolgen. Vor Jahren hatte die Internationale Telekommunikationsunion der Vereinten Nationen (ITU) diesen Termin als Stichtag für alle afrikanischen Länder festgelegt. Mit dem digitalen Fernsehempfang wollte man den Zuschauern eine größere Programmauswahl in besserer Qualität ermöglichen. Doch die Umstellung ist gescheitert: Lediglich fünf afrikanische Länder haben nach Angaben der ITU auf digitalen Empfang umgestellt: Ruanda, Tansania, Malawi, Mauritius und Mosambik. Zwölf Länder haben dagegen mit dem Umstellungsprozess noch nicht einmal begonnen.
„Die Frist ist verstrichen – und es ist nichts passiert“, beschreibt die Kommunikationswissenschaftlerin Julie Reid die Situation in Südafrika, einem der Länder, dem die Umstellung zum angesetzten Termin nicht gelang, gegenüber der Deutschen Welle. Sie sieht das Scheitern der Initiative in fehlender Führung und mangelnder Aufklärung begründet.
Die Umstellung auf digitalen Fernsehempfang erfordert Investitionen von Bürgern und Regierungen. Auch die TV-Sender müssen zur Umstellung hohe Investitionen in die neue Technik tätigen. Die Zuschauer benötigen zum digitalen Fernsehempfang entweder kompatible TV-Geräte oder Set-Top-Boxen – 50 Dollar, die viele afrikanische Zuschauer einfach nicht übrig haben. Zwar will die südafrikanische Regierung fünf Millionen kostenfreie Set-Top-Boxen zur Verfügung stellen. Doch das reicht nicht aus.
Tansania, einem der Länder, dem der Umstieg gelungen ist, hat die Bürger durch Steuernachlässe zum Kauf der Set-Top-Boxen animieren können und stellt den Zuschauern die fünf beliebtesten TV-Sender kostenlos zur Verfügung. Doch selbst die ermäßigten Geräte konnten sich nicht alle Zuschauer leisten. Dennoch wurde in Tansania das analoge Fernsehsignal inzwischen abgeschaltet und der Umstellungsprozess abgeschlossen.
Den Ländern, die den Umstellungsprozess bisher nicht auf den Weg gebracht haben, hatte die ITU im Vorfeld angeboten, einen Aufschub bis 2020 zu gewähren. Doch dafür hätten die Regierungen eine Fristverlängerung beantragen müssen. In Südafrika, einem der größten TV-Märkte Afrikas, ist dies aber nicht geschehen. Ob nun eine neue Frist aufgestellt wird, bis wann die Umstellung erfolgen soll, ist unklar. Fest steht nur eines: das digitale Zeitalter hat auf dem afrikanischen Kontinent nicht am 17. Juni 2015 begonnen. [kw]
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