
München – Georg Kofler, ehemaliger Vorstandsvorsitzende von Pro Sieben und später von Premiere, hält seine Entscheidung, große Finanzinvestoren in Medienunternehmen zu holen, nach wie vor für sinnvoll.
Das sagte Kofler, der seit 2008 das Unternehmen Energies AG gründete, unlängst gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. „Durch ihre Engagements bringen sie Bewegung in den Markt, schaffen mit Risikokapital unternehmerische Chancen und legen lange verdeckte Probleme bisweilen radikal offen.“ In einer lebendigen Volkswirtschaft müsse es Elemente der Kreativität, aber auch der Zerstörung geben, so Kofler.
Demnach sei ProSiebenSat.1 von Finanzinvestoren übernommen worden, „weil die deutschen Medienunternehmen alle Hosen voll hatten. Die deutsche Medienindustrie hat nach dem Kirch-Kollaps kläglich versagt. Die Mutlosigkeit und das kleingeistige Denken sogenannter Medienunternehmer waren geradezu beschämend. Ich kann nur sagen: Gott sei Dank gab es die Finanzinvestoren!“ Auch sei ohne den Großinvestor Permira eine Rettung von Premiere nicht möglich gewesen: „Ich habe Premiere führen können, als ob es mein Unternehmen gewesen wäre. Und Permira hat mit Premiere am Ende ein glänzendes Geschäft gemacht.“
Seine Entscheidung, den Bezahlsender Premiere Ende August 2007 verlassen zu haben, hält Kofler gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ für richtig: „Es gibt keinen Anlass, nostalgisch in die Vergangenheit zu schauen. Wenn ich manchmal lese, was im Fernsehgeschäft so läuft, bin ich ganz froh, dass ich mich mit anderen Dingen beschäftige.“ Mit Rupert Murdoch habe Premiere den „am besten qualifizierten Gesellschafter gefunden“. Im Vergleich zur Aktie von ProSiebenSat.1 sei die von Premiere „geradezu ein Stabilitätsanker“.
Den Vorwurf, kein „bestellltes Haus hinterlassen“ zu haben, wehrte der ehemalige Premiere-Vorstand ab: „In so bewegten Zeiten ist kein Haus je perfekt bestellt. Ein aktives Unternehmen ist eine ständige Baustelle. Aber ich erlaube mir zu sagen, dass ich Premiere unter schwierigsten Umständen auf einen guten Weg gebracht habe. Geschäftsübergabe und Nachfolgeregelung haben wir geradezu vorbildlich organisiert.“
Georg Kofler ist gebürtiger Südtiroler. Er studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaft. Nachdem er als Büroleiter für Medienunternehmer Leo Kirch tätig war, wurde er mit der Geschäftsführung des Privatsenders Eureka betraut, aus der später Pro Sieben hervorging. Bei Pro Sieben war Kofler Geschäftsführer und später Vorstandsvorsitzender. 2002 wurde er Vorstandsvorsitzender von Premiere. 2005 brachte er den Bezahlsender an die Börse und verließ ihn am 31. August 2007.
[ar]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com