Statt der geschäftlichen Herbststürme gibt es 2003 allenfalls böige Winde. Die Set-Top-Box-Produzenten wollen der anhaltenden Konsumflaute mit pfiffigen Produkten entgegentreten. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Jörg Zidorn, Geschäftsleiter von Triax Deutschland.
DF: Herr Zidorn, in den letzten Monaten klagten viele Hersteller, dass das Geschäft mit Digitalequipment aufgrund der schwachen Konjunktur nicht so richtig in Gang kommt. Hat Ihr Auftritt zur Funkausstellung in Berlin Signale gesetzt, jetzt voll durchzustarten?
Zidorn: Die Signale wurden wie ich es sehe von allen Herstellern gesetzt. Wir sind bereit, dem Konsumenten technisch ausgereifte Produkte zu günstigen Preisen anzubieten. Normalerweise erleben wir in diesen Monaten auch geschäftlich Herbststürme, die 2003 allenfalls böige Winde sind. Wir werden jedoch nicht den Dumpingangeboten bekannter Märkte folgen, frei nach dem Motto „Geiz ist blöd!“.
DF: Ganz neu im Programm hat Triax einen DVB-T Receiver. Was versprechen Sie sich von den nächsten DVB-T Märkten NRW und Nord? Wie viele Receiver schätzen Sie, können in diesen Regionen ab Mai 2004 abgesetzt werden?
Zidorn: Wir versprechen uns hier einen angemessenen Anteil der frei am Markt angebotenen Receiver. Dieses funktioniert aber nur dann, wenn die Politik nicht die gleichen Fehler wie in Berlin macht: dort flossen die Geräte nach Abgabe an die Sozialhilfeempfänger vielfach in den Markt zurück und wurden quasi zweimal verkauft. Einmal abgesehen davon verkaufen wir auch heute schon gut in diese Bundesländer, denn es werden bereits mindestens 6-8 Programme im Probebetrieb gesendet!
DF: Wettbewerber von Ihnen bringen jetzt DVB-T Receiver mit dem Digitalstandard Multimedia Home Platform (MHP) auf den Markt. Ist MHP bei Ihren Receivern ein Thema?
Zidorn: Nein. Es werden zu wenig Inhalte angeboten, zu wenig Geräte und die sind meist noch langsam und unausgereift. Und Interaktivität, d.h. praktisch das Senden von persönlichen Daten, ist meines Erachtens in Deutschland (noch) kein Thema. Zu gegebener Zeit werden wir das Thema aufgreifen.
DF: In 2004 sollen auch im Handel Receiver für den Kabelmarkt angeboten werden, z.B. für die Netze der Kabel Deutschland. Stehen auch Kabelreceiver bei Triax für einen neuen Kaufmarkt bereit?
Zidorn: Ja, wir denken daran Anfang des Jahres einen FTA-Receiver für das Kabel anzubieten. Da es bisher ausschließlich Geräte mit CI gibt, werden wir mit unserem Angebot auch preislich sehr attraktiv sein. Wir stehen zu dem Triax-Motto „simply more – more simple“ und erfüllen den Wunsch vieler Händler nach einem preisgünstigen Receiver ohne teuren Ballast.
DF: Das Digitalfernsehen in Deutschland setzt sich sukzessive durch. Wann glauben Sie, wird Digitalfernsehen in Deutschland zum Massenerlebnis? Wovon wird diese Entwicklung abhängen?
Zidorn: Das wird von zwei Dingen abhängen: zum einen von der Integration der Empfänger (heute Set-Top-Boxen) in die Fernsehgeräte. Seien wir mal ehrlich: die TV-Hersteller sind hier allesamt zu träge, denn warum wird dem Verbraucher immer noch zugemutet zwei Geräte zu kaufen bzw. zu bedienen? Spätestens nach Einführung der digitalen Chassis hätte ich integrierte digitale Lösungen erwartet.
Zweitens hängt es natürlich vom Zeitpunkt der flächendeckenden Einspeisung in die Kabelnetze ab. Neben der eben genannten Forderung an die Hersteller, sind hier die Kabelnetzbetreiber der entscheidende Flaschenhals. Die immer wieder hinausgezögerte Investition in die Modernisierung der Kabelnetze wird gerne mit zu hohen Kosten entschuldigt. Mit dem Kauf der Netze haben die Betreiber aber eine Verpflichtung gegenüber dem Verbraucher erworben, und die besteht nicht darin, die Gebühren ohne Mehrwert zu erhöhen.
DF: Herr Zidorn, vielen Dank für das Interview.[fp]
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