
Frankfurt/Main – Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wird das Bundeskartellamt wegen dessen Entscheidung in Sachen Zentralvermarktung verklagen. Das gab die DFL heute bekannt.
Im Streit um die Zentralvermarktung des deutschen Profifußballs wird die DFL das Bundeskartellamt verklagen und rechnet bei der anstehenden gerichtlichen Auseinandersetzung nicht mit einem schnellen Ergebnis. „Wir stehen vor Weichenstellungen, die den Profifußball zum Teil für Jahre, möglicherweise sogar Jahrzehnte prägen können“, sagte Rauball während des Empfanges. Er wolle die TV-Geld-Verteilung möglichst schnell klären.
Angesichts der aktuellen Finanzkrise warnte der Ligapräsident aber davor, adhoc-Entscheidungen zu treffen, vielmehr gehe es darum, „auf Basis sorgfältiger Vorbereitung und umfangreicher Abwägungen das Beste für die Bundesliga zu erreichen“.
„Wir werden beim Oberlandesgericht in Düsseldorf Klage gegen das Kartellamt einreichen. Denn wir können nicht zulassen, dass vom Kartellamt weiter eine Rechtsmeinung geäußert wird, die den Profifußball auf Dauer behindert. Ich weiß zwar nicht, wann es eine Entscheidung geben kann, aber wir brauchen sicher einen sehr langen Atem“, sagte Ligaverbandspräsident Reinhard Rauball beim Neujahrsempfang der DFL in Frankfurt/Main gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Focus“.
Das Bundeskartellamt hatte im vergangenen Jahr wegen angeblicher Sponsorenabsprachen zwischen Liga und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) zunächst die Geschäftsräume der beiden Fachorganisationen durchsucht.
Anschließend hatte die Bonner Behörde massive Auflagen in Bezug auf die Zentralvermarktung ausgesprochen, wodurch der geplante Milliarden-Vertrag mit der Kirch-Tochter Sirius scheiterte (DIGITALFERNSEHEN berichtete). Das Kartellamt hatte gefordert, dass die Free-TV-Zusammenfassung der Bundesliga am Samstag vor 20.00 Uhr stattgefunden haben muss. „Die amtliche Festsetzung der Sendezeiten sollte nicht Aufgabe des Bundeskartellamtes sein“, sagte Rauball.
Brisanz versprechen die nach dem Neujahrsempfang in der Frankfurter DFL-Zentrale direkt anschließenden Verhandlungen im Liga-Vorstand um die angedachten Veränderungen des Verteilerschlüssels bei den TV-Geldern.
Vor allem Branchenprimus und Rekordmeister Bayern München will in Zukunft stärker an den TV-Einnahmen partizipieren, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Dies hatten die Bayern-Bosse mehrfach öffentlich bekannt. „Bei dem Thema müssen wir eine Kompromisslösung finden. Dabei geht es auch um Solidarität“, sagte Rauball, der wegen der schwierigen Verhandlungen lächelnd hinzufügte: „Diese Gespräche müssten eigentlich vergnügungssteuerpflichtig sein.“
Diskutiert werden in Kürze zudem die Aufstockung der Bundesliga und 2. Bundesliga auf 20 Vereine sowie die von Bundesligisten Hannover 96 geforderte Abschaffung der „50+1“-Regel, die verhindert, dass Investoren mehr als 50 Prozent der Anteile an einem Klub halten. [mg]
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