Die geplante Fusion der ARD-Digitalsender Eins Plus und Eins Festival ist überraschend gescheitert, obwohl seit Ende des vergangenen Jahres ein fertiges Konzept vorlag.
Die verantwortlichen Sender SWR und WDR konnten sich nicht auf eine einheitliche Ausrichtung eines gemeinsamen Senders einigen, berichtete die „Berliner Zeitung“ am Freitag. Der SWR betreut den Sender Eins Plus, dessen Programmauftrag vor allem Service- und Wissensthemen beinhaltet. Der in der WDR-Verantwortlichkeit liegende Spartenkanal Eins Festival strahlt überwiegend Kultur und Unterhaltung aus. Mit einer Zusammenlegung wollte die ARD einen jungen Kanal schaffen, der ein Pendant zu ZDF Neo hätte sein können.
Nun sind die Verhandlungen zur Fusion scheinbar gescheitert. SWR-Intendant Peter Boudgoust begründete das Scheitern mit finanziellen Gründen. Man habe einsehen müssen, dass auch mit der Zusammenlegung beider Kanäle die Realisierung eines Jugendkanals in weiter Ferne liege. Und das obwohl durch eine Fusion der beiden Sender zumindest Verbreitungskosten hätten eingespart werden können.
Die BZ vermutet hingegen, dass unterschiedliche Zielvorstellung die Fusion haben platzen lassen. Eines der größten Probleme sei die Zielgruppe, die angesprochen werden sollte. WDR-Intendantin Monika Piel hatte sich erst im Februar gegen einen Jugendkanal ausgesprochen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Eins Festival solle weiter die 30- bis 50-Jährigen ansprechen, die Jugend würde über die ARD-Jugendwellen und das Online-Angebot besser erreicht werden.
Zudem könnten so bereits existierende Programme aus der ARD auf dem digitalen Ableger wiederholt werden. Aus dem „Innovationstopf“, den Piel erst kürzlich freigab, sollen Gelder für neue Produktionen fließen. Darüber hinaus denke der Eins-Festival-Chef Helfried Spitra über einen neuen Namen nach. Zwar sei der Name „Eins Festival“ historisch gewachsen, aber nicht optimal. Zur Internationalen Funkausstellung soll es einen Relaunch geben, möglicherweise mit neuem Namen.
Eins Plus und der SWR wollen sich dagegen verstärkt an die 14- bis 29-Jährigen richten. In der kommenden Woche treffe sich zum ersten Mal eine neue Arbeitsgruppe, in der Vertreter von Eins Plus sowie den Jugendwellen SWR3 und Das Ding zusammen kommen. Der Service- und Wissenschaftskanal wolle sich – bei gleichbleibendem Budget – verstärkt an das junge Publikum wenden, jedoch „grundsätzlich seinen gegenwärtigen Charakter als Ratgeber- und Servicekanal“ behalten, sagte Sylvia Storz, Hauptabteilungsleiterin Programmkoordination in der SWR-Fernsehdirektion.
Viel mehr solle „in diesem Programm Spielfläche“ geschaffen werden, „wo wir Formate für jüngere Zielgruppen ausprobieren“, erklärte Intendant Boudgoust weiter. Dafür müssten jedoch neue Formate entwickelt und neu produziert werden, da das Programmarchiv der ARD gerade bei den Sendungen für junge Erwachse noch Nachholbedarf habe. Wie der SWR ein mögliches, neues Konzept realisieren will, ist noch nicht klar. [js]
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