ARD unter Beschuss: ZDF-Intendant Thomas Bellut hat die von der ARD vorgeschlagene Fusion der Digitalkanäle nun als bloßen „Scheinvorschlag“ kritisiert, der nur dazu dient, die die „eigene Entscheidungsunfähigkeit zu verlagern“. Auch die Struktur der ARD selbst nahm Bellut ins Visier.
Nachdem am Freitag nun auch der ZDF-Fernsehrat die von der ARD vorgeschlagene Zusammenlegung der Digitalkanäle abgelehnt hatte, hat Intendant Thomas Bellut nun scharf gegen die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt geschossen. In einem Interview mit dem RBB-Magazin „Radio 1 Medienmagazin“ erklärte Bellut den Vorstoß der ARD für tot und kritisierte dabei, dass dieser in seinen Augen lediglich ein Versuch der ARD gewesen sei, „die eigene Entscheidungsunfähigkeit zu verlagern, indem man ein Scheinangebot macht“.
Eine solche Fusion würde keine Ersparnis für den Gebührenzahler bedeuten, fuhr der Intendant weiter fort. Das ZDF würde durch diesen Schritt nur seine Versuchsplattform verlieren und damit auch die Innovationskraft fürs Hauptprogramm schwächen. „Das kann nicht im Sinne des Gebührenzahlers sein“, so Bellut. Er empfehle der ARD, diesen Vorschlag ganz schnell vom Tisch zu nehmen, dann sei er auch für jedes Gespräch zu haben.
Darüber hinaus führte der ZDF-Chef an, dass die Mainzer mit dem Verzicht auf ZDFkultur bereits bewiesen haben, dass man dazu in der Lage ist, im eigenen Senderverbund Einsparungen vorzunehmen, um so auch die verbliebenen Kanäle zu stärken. „Die ARD verfügt über zwölf Kanäle und ist nicht in der Lage, auch nur einen einzigen zur Disposition zu stellen, weil dann immer die Eifersüchteleien zwischen den einzelnen Landesrundfunanstalten da sind“, kritisierte Bellut weiter. Dies könne doch nicht die Basis von rationaler Rundfunkpolitik sein.
Auch die Art und Weise, wie die ARD mit ihrem Vorschlag für die Digitalkanäle an das ZDF herangetreten ist, sorgte in Mainz offenbar für Verärgerung. Der Intendant habe diesen erst eine halbe Stunde vor der Weitergabe an die Presse erhalten. „Das finde ich nicht in Ordnung“, so Bellut.
Für einen gemeinsamen Jugendkanal zeigte sich Bellut derweil nach wie vor offen, betonte aber noch einmal, dass ein solcher – gerade mit Blick auf die angespannte finanzielle Situation – nicht ohne einen konkreten Finanzierungsplan angegangen werden könnte. Er könne es nicht verantworten, einfach in ein Abenteuer hineinzuspringen.
Während das ZDF den Jugendkanal nicht vor 2017 auf die Agenda setzen will, hat sich MDR-Intendantin Karola Wille bereits dafür ausgesprochen, schon 2015 auf Sendung gehen zu wollen. Über Konzepte könne man durchaus schon jetzt reden, so Bellut. „Nur, solang die Einnahmesituation nach der Umstellung zur Haushaltsabgabe noch nicht geklärt ist, das wird ja Anfang nächsten Jahres sein, bin ich nicht so kühn zu sagen, wir verplanen jetzt schon Geld, das wir noch gar nicht haben“. fuhr er fort. Solang sollte man auf jeden Fall noch warten. [fm]
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