Liberty Global treibt seine Expansion in Euopa weiter voran, diesmal wieder auf dem britischen Markt. Denn der US-Konzern steigt nun beim TV-Sender ITV ein. Die erworbenen Anteile kommen dabei vom Pay-TV-Anbieter BSkyB, der sich mit dem Verkauf auf größere Geschäfte vorbereiten dürfte.
Es kommt wieder neue Bewegung in den britischen Fernsehmarkt. Ausgelöst wird diese einmal mehr durch den US-Medienkonzern Liberty Global, der in seinen europäischen Expansionsbestrebungen den nächsten Vollzug vermelden kann. Denn wie das von Medienmogul John Malone geführte Unternehmen am Donnerstag bekannt gab, steigt Liberty Global nun beim britschen TV-Sender ITV ein. Dadurch erhält der Konzern nun Zugriff auf das Sendernetz des größten Privatsenders Englands.
Insgesamt 481 Millionen britische Pfund (rund 608,4 Millionen Euro) nimmt Malone in die Hand, um eine Minderheitsbeteiligung von 6,4 Prozent an ITV zu erhalten. Fließen wird das Geld dabei an den britischen Pay-TV-Konzern BSkyB, der sich auf diesem Weg von einem Großteil seiner Beteiligung an dem kommerziellen Sender trennt. Künftig hält BSkyB nur noch knapp ein Prozent an ITV.
Mike Fries, CEO von Liberty Global, bezeichnete das Geschäft als opportunistische und attraktive Investition für den Konzern. Größere Ziele sollen allerdings nicht dahinterstecken. Eine komplette Übernahme des Senders habe man nicht im Sinn, teilte der US-Konzern weiter mit.
Bei BSkyB könnte dies aber durchaus der Fall sein. Immerhin kursieren seit einigen Wochen Überlegungen innerhalb des Konzerns, die große Auswirkungen auf den europäischen Pay-TV-Markt haben düften. Mitte Mai hatte BSkyB offiziell bestätigt, dass man über eine mögliche Verschmelzung des Unternehmens mit den beiden Sky-Schwestern Sky Deutschland und Sky Italia nachdenke. Entsprechende Gespräche mit Rupert Murdochs 21st Century Fox, die an allen drei Pay-TV-Unternehmen große Anteile hält, würden bereits geführt.
Während sich Sky Italia bereits zu 100 Prozent im Besitz von Murdoch befindet, beläuft sich sein Anteil am deutschen Sky derzeit auf 57 Prozent. Von BSkyB gehören ihm aktuell 39 Prozent der Anteile. Weiter ist Murdoch hier bisher nicht gekommen. Der letzte Versuch einer Komplettübernahme scheiterte am Abhörskandal rund um die „News of the World“ und dem Gegenwind der britischen Medienhüter. Die dürften auch einer möglichen Verschmelzung äußerst kritisch gegenüberstehen, hatten sie sich doch schon in der Vergangenheit mehrfach über die große Meinungsmacht von BSkyB moniert. Das sich der Konzern nun fast komplett aus ITV zurückzieht, könnte daher als Versuch gewertet werden, die Medienhüter etwas milder zu stimmen.
Noch ist allerdings gar nicht klar, ob Murdoch tatsächlich eine Fusion der drei Sky-Töchter anstoßen will. Die Gespräche befinden sich noch in einem sehr frühen Stadium, hieß es dazu im Mai. Da Großbritannien für Murdoch aber ohnehin ein wichtiges Standbein ist, kann es nie schaden, die Medienwächter zu besänftigen. [fm]
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