Die neuen Pläne der Deutschen Telekom, das eigene Breitbandnetz in Zukunft mittels DSL-Vectoring auszubauen, stößt beim FFTH Council auf Kritik. Der Glasfaserausbau in Deutschland würde so weiter ins Stocken geraten – schon jetzt hänge man im internationalen Vergleich weit zurück.
Kürzlich hatte die Deutsche Telekom angekündigt, zukünftig beim Ausbau des Breitbandinternets auf die DSL-Vectoring-Technik zu setzen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Der Vorteil: Haushalte könnten so mit Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 100 Mbit/s versorgt werden, ohne die Glasfaserkabel für viel Geld bis zum Wohnzimmer des Endkunden verlegen zu müssen (FTTH). Die Organisation FTTH Council hat diese Pläne des Telekommunikationsanbieters am Donnerstag auf einer Diskussionsveranstaltung in Berlin kritisiert.
Der Geschäftsführer des FTTH Council, Hartwig Tauber, zeigte sich in Berlin sehr besorgt über die Absichten der Telekom für den deutschen Glasfaserausbau. „Viele Länder in Europa und weltweit beschleunigen ihren Ausbau von Glasfasernetzen“, sagte er. Davon würden sie im Bereich der Wirtschaftsentwicklung und der Lebensqualität profitieren. Die Telekom würde diese Entwicklung in Deutschland mit DSL-Verctoring jedoch verzögern. Deutschland ist aktuell eines der Schlusslichter in Sachen Glasfaser bis zum Haushalt (FTTH).
„Für Deutschland wäre es wichtig, endlich auf zukunftssichere Breitbandlösungen zu setzen, um auch im globalen Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben“, betonte Tauber die Bedeutung des Glasfaserausbau für Deutschland. FTTH ermöglicht dem Endkunden deutlich höhere Bandbreiten als die bisherige DSL-, VDSL- und Kabeltechnik. Bis zu 200 Mbit/s im Download und 100 Mbit/s im Upload werden mit der Glasfasertechnologie schon heute angeboten – das Potential reicht bis in den Gbit/s-Bereich hinein, der in Pilotprojekten auch schon erreicht wurde.
Eine aktuelle Studie des Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) zeigt zudem, das im Jahr 2025 etwa jeder zweite Haushalt in Deutschland Banbreiten von 200 Mbit/s für den Download und 170 Mbit/s für den Upload nachfragen wird. Insgesamt würden dann 75 Prozent aller Haushalte mindestens Bandbreiten von 60 Mbit/s nachfragen – was das Doppelte des Ziels der Digitalen Agenda für 2020 darstellt. Das FTTH Council kommt daher zu dem Schluss, dass es keine Alternative zum Glasfaserkabel bis direkt zum Endverbraucher gibt, um in Zukunft die Nachfrage der Bürger stillen zu können. [hjv]
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