Die Äußerungen von Liberty-Global-Chef Mike Fries zum Vorstoß des Bundeskartellamtes zeugen in den Augen des Fachverbands Rundfunk- und Breitbandkommunikation von Unkenntnis der relevanten Zusammenhänge in Europa.
In einer Mitteilung vom Dienstag bescheinigt der FRK dem Chef von Liberty Global, Mike Fries, völlige Unkenntnis der wettbewerbspolitischen Zusammenhänge in Deutschland und in Europa. Dieser hatte jüngst im englischsprachigen Online-Branchenportal Digital TV Europe den Schritt des Bundeskartellamtes den Vodafone-Unitymedia-Deal genau prüfen zu wollen als „totally expected and not a surprise at all“, also „erwartet und in keiner Weise überraschend“, bezeichnet. Er hätte dies . Weiter meint Fries in dem Interview, die vorgeschlagene Übernahme sei genau das, wofür die Europäische Kommission geschaffen worden sei.
Den FRK bringt das gelinde gesagt auf die Palme: „Herr Fries übersieht völlig, dass die Kommission vor rund zwei Jahrzehnten die Telekom gezwungen hat, ihr Kabelgeschäft in neun Regionalgesellschaften aufzuspalten und diese zu verkaufen. Ziel der Kommission war es, dass diese Gesellschaften miteinander in den Wettbewerb treten“, betonte der FRK-Vorsitzende Heinz-Peter Labonte.
Durch eine Genehmigung des Deals würde laut FRK das Gegenteil erreicht. „Jetzt soll auf einmal alles wieder zusammenwachsen? Anstatt dass Unitymedia und Vodafone gegenseitig gebietsüberschreitend in den Wettbewerb treten, soll es Ziel der EU-Kommission sein, nach Auflösung des Telekommonopols ein neues Duopol mit einem noch marktmächtigeren zweiten angelsächsischen Unternehmen im breitbandigen Kabelmarkt zu schaffen, das die TV-Sender mit seiner Einkaufsmacht massiv bedroht,“ so Labonte weiter.Liberty-Chef bekommt sein Fett weg
„Falls Herr Fries aufgrund seiner Vorgespräche zu dem geschilderten Ergebnis kommt, so handelt es sich entweder um historische Unkenntnis oder einen Ausbruch Trump’scher Wahrheitsliebe“ poltert Labonte geradezu in der Mitteilung des Verbands.
Nach Ansicht des FRK könne es nicht Ziel der EU-Kommission sein, die Deregulierung der Telekom nach zwei Jahrzehnten vollkommen zurückzudrehen. Es sei auch nicht Sinn der Wettbewerbspolitik, aus einem ehemaligen Staatsmonopol nun ein wirtschaftliches Duopol entstehen zu lassen.
Labonte läuft abschließend nochmal zu Hochtouren auf, wenn er sich direkt an den Liberty-Global-Chef wendet und sagt: „Weniger selektive Wahrnehmung und eine intensivere Beschäftigung mit der deutschen und europäischen Wettbewerbspolitik und ihrer Historie würde Ihren internationalen Horizont deutlich erweitern, Herr Fries!“[bey]
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