Lange hat der Foto-Pionier Kodak gegen Pleitegerüchte angekämpft. Nun muss das gut 130 Jahre alte Traditionsunternehmen doch in ein Insolvenzverfahren. Unter dem Schutz vor Gläubigern soll endlich der Umbau gelingen. Das heutige Kodak ist aber nur noch ein Schatten des einst glorreichen Konzerns.
Das Geschäft soll weiterlaufen, betonte Kodak in dem Insolvenzantrag am Donnerstag. Eastman Kodak hatte einst die analoge Fotografie entscheidend geprägt. Mit dem Wechsel zu digitalen Bildern hatte der US-Konzern jedoch massive Schwierigkeiten.
In den USA ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Unternehmen für die Sanierung in ein Insolvenzverfahren („Chapter Eleven“) mit Schutz vor Forderungen der Gläubiger flüchten. Kodak hat Schulden von rund 6,8 Milliarden Dollar bei Vermögenswerten von 5,1 Milliarden. Damit Kodak weitermachen kann, stellt die Großbank Citigroup fast eine Milliarde Dollar zu Verfügung. Die Finanzierung muss allerdings noch von Insolvenzrichter gebilligt werden. Kodak bereitet sich auf ein längeres Schattendasein vor: Der Umbau des US-Geschäfts solle 2013 abgeschlossen werden, hieß es.
Über eine Kodak-Insolvenz war seit Monaten heftig spekuliert worden, die ersten konkreten Hinweise gab es schon im Oktober. Eine Serie von Verlustjahren hatte die Bargeldreserven angegriffen. Das Unternehmen hatte selbst gewarnt, dass ohne neue Mittel binnen zwölf Monaten das Aus kommen könnte. Das Unternehmen beschäftigte zuletzt weltweit noch rund 17 000 Mitarbeiter. Seit 2003 wurden 47 000 Arbeitsplätze gestrichen und 13 Fabriken dichtgemacht.
Kodak ist seit 1896 über Tochterfirmen auch in Deutschland aktiv. Aktuell gibt es in Deutschland noch etwas über 1000 Mitarbeiter. Hauptsitz ist Stuttgart mit etwa 380 Stellen. Die deutschen Gesellschaften sind zwar nicht Teil des US-Insolvenzverfahrens. Die Mitarbeiter machen sich jedoch Sorgen, sagte Betriebsratschef Wolfgang Eisele am Donnerstag. Am Kodak-Stammsitz in Stuttgart waren zu Hochzeiten einmal 4500 Mitarbeiter beschäftigt. Dort wurden einst Projektoren, Kameras und Kopierer hergestellt.
Eastman Kodak, wie das Unternehmen vollständig heißt, hatte die analoge Fotografie entscheidend geprägt. Mit dem Wechsel zu digitalen Bildern hatte der US-Konzern jedoch massive Schwierigkeiten. Ähnlich erging es dem kleineren Rivalen AgfaPhoto. Ende 2005 waren am Traditionsstandort Leverkusen nach rund 140 Jahren die Lichter ausgegangen. Mehr als 1000 Beschäftigte verloren damals ihren Arbeitsplatz. Der Name lebt indes weiter und wird von einer Holding an Fremdfirmen lizenziert. Selbst Agfa-Kleinbildfilme gibt es bis heute zu kaufen.
Kodak setzte in den vergangenen Monaten vor allem darauf, ein Paket aus rund 1100 Patenten zu verkaufen, um sich das dringend benötigte frische Geld zu besorgen. Ein Deal kam jedoch nicht zustande – auch weil mögliche Käufer Ärger wegen einer späteren Kodak-Insolvenz fürchteten. Jetzt könnten die Patente im Zuge des Insolvenzverfahrens den Besitzer wechseln.
Die Erfindung des Fotofilms und des Kleinbildformats hatten den Konzern aus der Nähe von New York einst reich gemacht. Kodak war außerdem an den Anfängen der digitalen Fotografie beteiligt und hält deswegen auch dort diverse grundlegende Patente. Allerdings verlor das Unternehmen in dem neuen Bereich schnell den Anschluss an aggressivere Konkurrenten. Der Siegeszug der Digitalfotografie warf schließlich das angestammte Kodak-Geschäft komplett durcheinander. Tragende Säulen wie der Fotofilm brachen praktisch komplett weg. Versuche, in neue Geschäftsbereiche wie Pharma zu gehen, schlugen fehl.
Kodak-Chef Antonio Perez zeigte sich am Donnerstag zuversichtlich, dass der Konzern unter dem Schutz des Insolvenzverfahrens seinen Wandel zu einem Druck-Spezialisten erfolgreich abschließen könne. Perez baute zudem Anfang des Jahres die Konzernstruktur um und teilte das Geschäft klarer in eine Verbraucher- und Unternehmenssparte.
Der Kurs der Kodak-Aktie war nach den Insolvenzgerüchten dahingeschmolzen. Die New Yorker Börse drohte bereits, das Papier aus dem Handel zu verbannen, weil der Kurs dauerhaft unter einem Dollar fest hing. Während die Aktie noch in den 90er Jahren mehr als 90 Dollar kostete, notiert sie seit Wochen bei 50 Cent.
In den vergangenen Tagen hatte Kodak mit einer Serie von Patentklagen für Schlagzeilen gesorgt. Binnen einer Woche wurden Apple, Samsung, der Smartphone-Spezialist HTC und der Erzrivale Fujifilm verklagt. Die Klage gegen Samsung feuerte Kodak nur wenige Stunden vor dem Insolvenzantrag ab. Nach Einschätzung von Experten versucht Kodak mit den Klagen, potenziellen Kaufinteressenten die Schlagkraft seines Patent-Portfolios zu demonstrieren. [Andrej Sokolow/js]
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