
Berlin – Auf dem ersten Diskussionsforum „Digitale Plattformen“ des Auerbach Verlags diskutierten Kabelnetzbetreiber, Programmanbieter, Medienpolitiker und technische Dienstleister über die künftigen technischen Anforderungen für Digital TV via Kabel, Satellit und Antenne.
Es war eine hochkarätig besetzte Runde, die sich am Freitag auf Einladung des Betreibers von digitalfernsehen.de getroffen hatte, um Fragen digitaler Standards und digitaler Plattformen zu diskutieren. Steht das digitale Fernsehen nun endlich kurz davor, all das zu halten, was es einst versprach, oder steckt man in der endlosen Diskussion um Standards, Regulierungen und zugelassene Geschäftsmodelle fest – wie so oft?
Moderiert von den Auerbach Verlegern Torsten Herres und Stefan Goedecke kam die Runde auch sehr schnell auf den einen oder anderen neuralgischen Punkt. Denn offene Fragen gibt es an jedem Ende der Wertschöpfungskette. Während Alexander von Malotky von der Opticum Handelskette knallhart sagte, er möchte ziemlich bald wissen, welche Geräte er seinen Kunden auf lange Sicht überhaupt noch verkaufen kann, waren sich Holger Ippach vom Verschlüsselungsspezialisten Nagravision und seine Partner aus Kabel und Satellit darüber einig, dass mit der Schnittstelle CI Plus ein wichtiger Schritt in Richtung Inhalte- aber auch Planungssicherheit getan wird.
Es sei nur noch eine Frage von Tagen oder Wochen, bis die ersten CI-Plus-Module verfügbar seien, so Ippach. Aber mit dem rein technischen Angebot seien ja noch lange nicht alle Probleme gelöst. Die sehr offen und sachlich geführte Diskussion machte klar, wo es in dieser Hinsicht noch klemmt. So verwiesen die Kabelnetzbetreiber auf die Notwendigkeit einer gründlichen Prüfung, ob der Standard praktisch die hohen Anforderungen etwa des Jugend- und Signalschutzes erfülle. Zu oft sei man in der Vergangenheit mit unerfreulichen rechtlichen Konsequenzen konfrontiert worden, sagte Martin Herkommer von Kabel BW.
Auch Premiere-Vorstand Dr. Holger Enßlin äußerte sich in der Runde zu einer künftigen Unterstützung von CI Plus. Wenn die Anforderungen an Jugendschutz, Kopierschutz und die Sicherheit der Verschlüsselung gewährleistet werden, unterstütze auch Premiere den neuen Standard.
Auch die Vertreter der Satellitenbetreiber unterstützen den Standard CI Plus. Aber letzten Endes, so Wilfried Urner, Geschäftsführer der der Entavio GmbH, entscheiden die Programmanbieter, welche technischen Möglichkeiten der Plattformen durch sie genutzt werden. Es wäre ja auch bei Entavio – entgegen der landläufigen Diskussion – so gewesen, dass selbst in Fragen der Verschlüsselung die Entscheidung bei den Programmanbietern gelegen hätte. Ob CI Plus auch im so genannten „RTL-DVB-T“ in Stuttgart zur Anwendung komme, werde nach den Worten der Visavision-Chefin Martina Rutenbeck noch geprüft.
Wie erwartet blieb es in Sachen Verschlüsselung bei den bekannten unterschiedlichen Meinungen. Dr. Oliver Werner vom WDR betonte, dass die Öffentlich-Rechtlichen auch weiterhin nichts von einer Grundverschlüsselung für ihre Programme halten, allerdings schließe das eine Adressierbarkeit von Programmen ja nicht aus. Einheitlichkeit in Sachen Standards stehe aber auch für die Öffentlich-Rechtlichen weit oben auf der Wunschliste, wie eigentlich bei allen Diskussionsteilnehmern.
Am Ende der Diskussion war klar, dass es um Kompromisse gehen wird, Kompromisse zwischen allen Marktteilnehmern, zwischen Offenheit aller Zugänge, technischer Transparenz und letzten Endes auch dem Geldverdienen. Gottfried Zmeck, Vorstandsvorsitzender der Mainstream Media AG brachte speziell diese Frage leicht zugespitzt, auf den Punkt. Was nütze es, wenn ein Unternehmen vor dem Kartellamt ein ausgesprochener Musterknabe ist, aber wirtschaftlich vor dem Scheitern stünde. Dass solche Kompromisse nicht nur nötig sondern auch möglich seien, war unbestrittener Konsens der Runde. [fp]
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