Langweilig war es rund um Pay-TV-Pionier Sky noch nie. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren nicht nur der Pay-TV-Branche, sondern auch der deutschen TV-Industrie nachhaltig seinen Stempel aufgedrückt.
Die Botschaft aus Unterföhring ist eindeutig: Sky wandelt sich vom reinen Pay-TV-Anbieter zum digitalen Medienkonzern. Dies bedeutet freilich nicht, dass Sky seinen angestammten Platz als Pay-TV-Marktführer verlässt. Im Gegenteil: Sky hält an dem Angebot fest und baut es offenbar systematisch weiter aus. Aber was vor vier Jahren als Testballon gestartet wurde, nämlich die Übertragung von TV-Inhalten als Live-Stream für Tablets, hat sich mittlerweile zu einem eigenen Geschäftsbereich mit Zukunftspotenzial entwickelt.
Aus der ursprünglichen Sky Sport App für das iPad zur Übertragung von Live-Sportereignissen entstand in den vergangenen vier Jahren eine umfassende Produktfamilie, die zu einer digitalen Medienplattform heranwuchs: Sky Go als Applikation für das Fernsehen unterwegs und Snap als Einsteigerprodukt sowie erweitere Online-Videothek.
Mit der Einführung von Sky Online will Sky jetzt den Weg freimachen für den einfachen und kostengünstigen Zugang zu hochwertigen Pay-TV-Inhalten über das Internet. Richtungsweisend an diesem Ansatz ist die Flexibilität, mit der Zuschauer Sky zukünftig nutzen können – auch jenseits des herkömmlichen Abonnentenverhältnisses. Denn Sky ist dabei, für alle Zielgruppen und für jedes Portemonnaie Angebote zu entwickeln, so dass der Kunde künftig selbst über Umfang und Preis entscheiden und seinen Vertrag kurzfristig ändern kann. Eine Strategie, die daran erinnert, wie Automobilhersteller in den letzten Jahren von Segmentanbietern zu Komplett-Providern wurden, die verschiedenste Modelle in unterschiedlichsten Preisklassen führen.
Zwei weitere Aspekte sind mit Blick auf die Evolution von Sky bemerkenswert. Erstens: In den letzten Jahren hat Sky jeweils über 300.000 Abonnenten für sich gewinnen können. Das ist sicherlich eine beeindruckende Leistung. Aber viel eindrucksvoller daran ist doch, dass ein Drittel dieser neu hinzugewonnenen Abonnenten wohl zwischen 14 und 29 Jahre alt ist. Während der Altersdurchschnitt bei den öffentlich-rechtlichen und bei den privaten TV-Sendern also immer höher wird, wird er bei Sky von Jahr zu Jahr offensichtlich niedriger. Die Brisanz dieser Entwicklung ist den rein quotenorientierten Free-TV-Anbietern offenbar noch gar nicht klar geworden.
Zweitens: Da es Sky immer mehr gelingt, auch jüngere Menschen von seinem Angebot zu überzeugen, könnte Sky für Partner interessant werden, die Sky bislang wenig spannend fanden und die auch für Sky wenig interessant waren. Jüngstes Beispiel: Die legendäre Hip-Hop-Band „Die Fantastischen Vier“ feiert dieser Tage ihr 25-jähriges Jubiläum. Welcher Werbepartner ist für eine Band interessant, die ein Vierteljahrhundert alt ist? Natürlich einer, der selbst ein ähnliches Alter erreicht hat, sich stets neu erfindet und dem es gelingt, in einer jungen Zielgruppe immer noch den richtigen Ton anzuschlagen. Die Werbepartnerschaft zwischen Fanta4 und Sky wirkt daher keineswegs zufällig und ist nicht nur unterhaltend, sondern bringt die vom Unternehmen ausgerufene „Generation Sky“ auf den Punkt.
[Kommentar von Torsten Herres, Herausgeber]
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