Facebook packt sein Smartphone-Problem an: Unter der Devise „mobile first“ stehen Nutzer mobiler Geräte jetzt im Mittelpunkt. Das weltgrößte Online-Netzwerk muss aber immer noch einen Weg finden, wie es mit den Freunden von Smartphones und Tablets Geld verdienen kann.
Smartphones und Tablets gelten als Achillesferse von Facebook, jetzt will das weltgrößte Online-Netzwerk zeigen, wie wichtig ihm das mobile Geschäft ist. Facebook stellte am Donnerstag besser funktionierende Apps für Apples iPhone und iPad vor. Gründer Mark Zuckerberg kündigte ihren Start persönlich an – von einem Handy aus.
Die App funktioniert tatsächlich merklich schneller. Aber das größte wirtschaftliche Problem von Facebook zu lösen – dass immer mehr Mitglieder den Dienst von mobilen Geräten nutzen, auf denen bisher kaum Werbung angezeigt wird – wird damit noch nicht gelöst. Die Aktie bewegte sich am Donnerstag daher kaum und blieb bei 19,44 Dollar stecken. Der Ausgabepreis beim Börsengang im Mai lag noch bei 38 Dollar.
Zugleich betont Facebook, dass man das mobile Geschäft jetzt in den Mittelpunkt stelle. Das ganze Unternehmen sei jetzt darauf fokussiert worden, sagte Chefentwickler Mike Schroepfer der „New York Times“. „Es war eine riesige Veränderung.“ Inzwischen arbeiteten rund 100 Entwickler an Produkten für mobile Geräte, weitere lernten um und bis Ende des Jahres sollen es doppelt so viele sein.
Das Problem ist für Facebook akut. Nach jüngsten Zahlen meldeten sich im Juni 102 Millionen Nutzer ausschließlich mit mobilen Geräten bei dem Sozialen Netzwerk an, 23 Prozent mehr als noch im März. Weitere 441 Millionen nutzten sowohl den PC als auch Smartphone oder Tablet.
Das drückt auf die Einnnahmen: Werbung ist die zentrale Geldquelle von Facebook – und die kleineren Bildschirme der mobilen Geräte bieten dafür weniger Platz. Außerdem sind dort die Tarife für Anzeigen niedriger und Facebook fängt erst vorsichtig an, mit Werbung auf Smartphones und Tablets zu experimentieren. Die Investoren haben jedoch keine Geduld: Die mobile Bedrohung für das Facebook-Geschäft gilt als ein Grund für das Absacken des Aktienkurses. Und die vielen Ideen, wie man etwa von der Ortungsfunktion der Handys mit lokalen Angeboten profitieren könnte, führten bisher kaum zu neuen Diensten.
Ein interessantes technisches Detail ist, dass die neue App nicht mehr webbasiert im HTML5-Format läuft. Die Nutzer hatten sich massenhaft beklagt, dass sie zu schleppend funktioniert. Jetzt wurde sie komplett neu programmiert als sogenannte native App, die direkt auf die Bauteile der mobilen Geräte zugreift. Im Herbst soll der nächste Schritt folgen: Facebook-Funktionen dürften vertieft in das nächste Apple-Betriebssystem iOS 6 integriert werden. Dann wird man etwa Bilder direkt aus der Foto-App bei dem Online-Netzwerk hochladen oder einen Facebook-Eintrag über den Sprachassistenten Siri diktieren können. Beim Start des Apple-Musiknetzwerks Ping hatten die beiden Unternehmen noch Streit, inzwischen sollen sie sich aber wieder näher gekommen sein. [dpa]
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