Der frühere Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR), Fritz Pleitgen, sieht die Meinungsvielfalt in den Medien bedroht.
„Homogene Berichterstattung, wie wir sie bei Themen wie Griechenland, Lokführer-Streik, Russland, Brexit und auch Trump erlebt haben und erleben, ist der schleichende Tod der Demokratie“, sagte Pleitgen (81) dem „Handelsblatt“ (Donnerstag). Er beobachte das in vielen wichtigen Fragen. „Alle marschieren in eine Richtung, nicht selten im Einklang mit der vorherrschenden Meinung in der Politik.“ Das sei bedenklich. „Früher gab es mehr Richtungsstreit. Zum Beispiel bei der Ostpolitik. Da hatten wir klare Fronten.“
Um die Meinungsvielfalt zu bewahren, sei nicht zuletzt der öffentlich-rechtliche Rundfunk gefordert. Die Sender hätten mit dem Privileg des Rundfunkbeitrags die Möglichkeit, trotz der Umbrüche in der Medienbranche ihren Auftrag zu erfüllen. „Mit Sparankündigungen allein ist es allerdings nicht getan“, sagte Pleitgen. „Es kommt auf das Programm an. Darüber sollte mehr geredet und gestritten werden als über Geld. Mit den Mitteln aus den Rundfunkbeiträgen der Bürger behutsam umzugehen ist eine Selbstverständlichkeit.“
ARD und ZDF zusammenzulegen, hält der frühere WDR-Intendant nicht für sinnvoll. „Deutschland ist mit ARD und ZDF nicht schlecht gefahren. Beide Systeme haben sich auch im internationalen Vergleich als sehr leistungsfähig erwiesen“, sagte Pleitgen. „Früher lag das Erste in der Zuschauerakzeptanz traditionell vor dem Zweiten. Das hat sich gedreht, dank kluger Programmpolitik der Mainzer. Die ARD sollte sich trotzdem Mühe geben, um wieder in Führung zu gehen.“[dpa]
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