Helmut Thoma versteht seinen alten Sender RTL nicht mehr. Auch den generellen Zustand des Produkts „Fernsehen“ sieht Thoma kritisch. Zitat: „Etwas, das uninteressant ist, wird auch in 4K niemanden vom Hocker reißen.“
Gegenüber „t-online“ hat der Fernsehmacher a.D. kein gutes Haar an RTL gelassen. Vor allem den aktuellen Umbruch bei RTL verfolgt Thoma mit Skepsis. Die „Erfindung“ der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen, dessen Vermittlung an den Werbemarkt und Implementierung im (Privatfernseh-)Programm war einst sein Husarenstück und Geheimrezept in einem. Nun sieht er allmählich seine Felle davon schwimmen. Dieter Thoma diesbezüglich zu „t-online„:
„Das Entscheidende bei RTL war immer die junge Zielgruppe. Wenn der Sender nun Teil des Rentnerfernsehens werden möchte und mit ARD und ZDF konkurriert, wäre das absurd. Für die Werbung geradezu fatal, denn die Werbetreibenden setzen auf die jungen Menschen zwischen 14 und 49 Jahren. […] Ältere kann man für Reiseangebote begeistern: ja. Aber die Einrichtung ist gekauft, das Waschmittel bleibt über die Jahre das gleiche und beim Auto gibt es auch einen hohen Treueeffekt. Die junge Kernzielgruppe hat sich europaweit durchgesetzt: Das ist für kommerzielle Sender der entscheidende Absatzmarkt.“
Wo sich die Mediengruppe selbst mittlerweile verortet ist dem mittlerweile fast 82-Jährigen schleierhaft. Zur Erinnerung: RTL war zu seiner Zeit der größte und profitabelste Sender Europas.
„Zum Beispiel will der Medienkonzern Bertelsmann seinen französischen TV-Sender M6 verkaufen, der durchaus erfolgreich beim jungen Publikum ist. Ich bin gespannt, wann die Sender in den Niederlanden drankommen.“ führt Thoma seine Generalkritik fort.
Für die Streamingpläne von RTL hat Thoma ebenfalls wenig Optimismus übrig. Auf die Frage, ob sich auf diese Weise Online-Giganten wie Netflix und Amazon angreifen ließen, entgegnet er, dass ein Angriff natürlich möglich sei, die Frage sei jedoch mit welchem Erfolg.
Die Ausbootung von Dieter Bohlen versteht der Österreicher auch nicht. Er ist sich jedoch sicher, dass man bei RTL immer noch finanziell potent genug sei, prominenten Ersatz wie zum Beispiel Florian Silbereisen von den Öffentlich-Rechtlichen loszueisen:
„Wenn mehr Geld auf den Tisch gelegt wird, kommt auch die Prominenz von ARD und ZDF zu RTL. Das läuft wie im Fußball. Die besten Spieler gehen zu den Vereinen, die am besten zahlen.“
So lässt Helmut Thoma in dem „t-online“-Interview immerhin doch noch zumindest ein gutes Haar an seinem alten Sender.
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