Berlin – Die im Juni anstehende Europawahl wird in den Meinungsführer-Medien Anfang 2004 kaum behandelt.
Das belegt die aktuelle Auswertung vom Medienanalyse-Institut Medien Tenor in Zusammenarbeit mit dem Fachmagazin politik&kommunikation. Die Untersuchung zeigt: Die Menge der europapolitischen Berichterstattung hat in den vergangenen Wochen zwar zugenommen, sie bewegt sich aber weiterhin auf niedrigem Niveau – im Januar machte sie 2,2%, im Februar 3,6% aller gedruckten und gesendeten Aussagen von oder über politische Akteure aus (Gesamtanteil 3,0%).
Dabei galt das Interesse der Journalisten nicht der kommenden Europawahl und ihren Kandidaten, sondern der politischen Diskussion um den möglichen EU-Beitritt der Türkei, etwa im Zusammenhang mit den Türkeireisen von Bundeskanzler Gerhard Schröder und CDU-Chefin Angela Merkel. Das zeigen die Beiträge: Das Thema EU-Erweiterung steht im Mittelpunkt von 45,9% aller europapolitischen Beiträge im Januar und Februar. Die künftige EU-Verfassung wird in 7,6%, die Europawahl hingegen gerade einmal in 2,7% aller Beiträge angesprochen.
Dem Thema Europa nähern sich die Medien wie einer bundespolitischen Angelegenheit. Dementsprechend selten kommen die Kandidaten für das EU-Parlament zu Wort. Das wird in der Liste der zitierten Politiker deutlich, die Spitzenkandidaten liegen in der Präsenz noch hinter Altkanzler Helmut Kohl. Lediglich Silvana Koch-Mehrin, die Spitzenkandidatin der FPD für die Europawahl, schaffte es unter die Top 10, allerdings nur mit geringer Präsenz. Die drei anderen Spitzenkandidaten wurden noch seltener zitiert.
Die am meisten zitierten Politiker zum Thema Europapolitik in den Monaten Januar und Februar 2004 (und die prozentuale Häufigkeit):
1. Angela Merkel17,1 %
2. Gerhard Schröder9,6 %
3. Edmund Stoiber7,3 %
4. Joschka Fischer7,1 %
5. Helmut Kohl3,8 %
6. Wolfgang Schäuble3,5 %
7. Matthias Wissmann2,4 %
8. Silvana Koch-Mehrin2,2 %
9. Volker Rühe2,0 %
10. Hans Eichel1,9 %[lf]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com