Die EU-Kommision plant, Cloud-Computing in Zukunft zu fördern. Klare Standards sollen einerseits das Vertrauen in Cloud-Services stärken. Andererseits soll auch die Wirtschaft von Cloud-Angeboten profitieren.
Mehr Daten in die Online-Wolke: Brüssel will die Auslagerung von Daten und Diensten ins Internet – das sogenannte Cloud Computing – fördern. Die Rahmenbedingungen dafür will die EU-Kommission mit einer neuen Strategie schaffen. Die Kommissarin für Digitales, Neelie Kroes, stellte die Pläne am Donnerstag in Brüssel vor. „Ohne Eingreifen der EU werden wir in starren nationalen Systemen verharren und wirtschaftliche Vorteile in vielfacher Milliardenhöhe verschenken“, warnte sie. Branchenvertreter begrüßten die Initiative. Verbraucherschützer vermissten mehr Schutz für die Daten.
Cloud Computing könnte Nutzern helfen, Kosten zu sparen, heißt es bei der EU-Kommission. So fielen zum Beispiel Fixkosten für den Betrieb eigener Rechenzentren weg, Datenspeicher im Internet könnten zudem flexibler und nach Bedarf angefordert werden.
Die Kommission erwartet 2,5 Millionen neue Arbeitsplätze und eine jährliche Steigerung der Wirtschaftsleistung von 160 Milliarden Euro durch den Einsatz des Cloud Computing. Eine Begründung dieser Zahlen blieb die Brüsseler Behörde aber schuldig.
Mit ihren Vorschlägen will die EU-Kommission die Entwicklung klarer Standards für das Cloud Computing fördern und den Kunden mehr Gewicht gegenüber großen Anbietern wie Amazon oder Google stärken. So sollen Vertreter der EU-Staaten und der IT-Branche in einer „Europäischen Cloud Partnership“ stärker zusammenarbeiten. Diese Partnerschaft kann nach Vorstellung der Brüsseler Behörde bei der Entwicklung technischer Standards helfen, zum Beispiel für Datenformate. Damit sich Kunden besser zurecht finden, sollen vertrauenswürdige Anbieter Qualitätssiegel erhalten. Musterverträge sollen Verbrauchern oder Unternehmen helfen, die Vertragsbedingungen der Anbieter besser zu durchschauen.
Das Fehlen einheitlicher Standards erschwert zum Beispiel einen Wechsel zwischen verschiedenen Anbietern und wird oft als ein Kernproblem angeprangert. Bisher spielen amerikanische Unternehmen die erste Geige beim Cloud Computing, vor allem in Deutschland ist aber etwa auch die Deutsche Telekom ein starker Player. Der Software-Gigant Microsoft reagierte enthusiastisch auf die Initiative. Manager Stephen Collins sprach von einem „Meilenstein für Cloud Computing in Europa“ und sah gar die Voraussetzungen für „eine Rückkehr zu Arbeitsplätzen, Wachstum und Wohlstand für Millionen“.
Auch der deutsche Branchenverband Bitkom setzt Hoffnungen in den Vorstoß der EU-Kommission. „Der Flickteppich rechtlicher Vorschriften hat die stärkere Nutzung von Cloud-Diensten in der EU bisher gebremst. Die Cloud-Strategie der Kommission muss hier gegensteuern“, sagte Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Der europäische Verbraucherdachverband BEUC vermisste hingegen Vorgaben zu Datenschutz und Vertragsrecht. „Der Strategie fehlt der Ehrgeiz, europäische Verbraucher angemessen zu schützen“, urteilte BEUC-Chefin Monique Goyens.
Die EU-Kommission verteidigte ihr Vorgehen. Eine Strategie sei schneller umzusetzen als neue Gesetze, zudem werde die laufende Reform der EU-Datenschutzverordnung ohnehin auch Folgen für das Cloud Computing haben. [dpa/hjv]
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