Beim ORF geht es seit Monaten zu wie in den beschwingten Operetten von Franz Lehar. Intrigen, Zwist und öffentliches Anschwärzen sind bei dem öffentlich-rechtlichen Sender an der Tagesordnung. Erneuten Streit gibt es nun um interne Mails.
Wie österreichische Zeitungen am Freitag berichteten, ist der interne Mailverkehr zwischen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Programmdirektor Wolfrang Lorenz öffentlich bekannt geworden. In den vom „Standard“ (Donnerstagausgabe) und „Österreich“ (Freitagausgabe) in Auszügen veröffentlichten E-Mails bezeichnete Wrabetz seinen Programmchef unter anderem als „Oberintriganten“. Der ORF beschwichtigte unterdessen, die Mails seien schon mehrere Wochen alt. Die am Donnerstag und Freitag abgehaltene Programmklausur sei „in sehr konstruktivem, professionellem“ Klima verlaufen.
Der ORF-Chef schreibt Lorenz laut „Österreich“ unter anderem wörtlich: „Du hast es wieder einmal nicht lassen können, das Unternehmen anzubrunzen“ (Hochdeutsch für „Anpinkeln“). Lorenz ist für seine etwas rustikale Art bekannt. So wies er in der vergangenen Woche seine Mitarbeiter per Mail an, den Opernball „nicht zum Nuttenball umfunktionieren“. Hintergrund ist die Teilnahme einer italienischen Schönheit, die Silviao Berlusconi angeblich für Liebesdienste bezahlt haben soll.
Wrabetz sagte zu den Äußerungen seines Programmchefs am Freitag im Boulevardblatt „Kronenzeitung“: „Bedauerlich, höchst bedauerlich. Aber leider werde ich den Herrn Lorenz in den letzten sechs Monaten seiner Amtszeit nicht mehr ändern.“ Eine Mail-Affäre hatte schon den letzten Informationsdirektor des ORF den Job gekostet. Elmar Oberhauser war nach einem verbalen Angriff per Mail auf Wrabetz vom Stiftungsrat abgesetzt worden. [mw]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com