Weil die hohen Kosten der Free TV-Ausstrahlung über Satellit und Kabel alle Interessenten abschreckten, steckt die EO Television GmbH mit ihrem TV-Sender eoTV weiter in der Insolvenz. Die Hoffnung auf eine kleine Sanierungslösung bleibt beim Insolvenzverwalter erhalten.
Das Amtsgericht München hatte am 1. Mai 2019 das Insolvenzverfahren über das Vermögen der eoTV eröffnet.
Insolvenzverwalter Henrik Brandenburg von der Kanzlei Müller- Heydenreich Bierbach & Kollegen (München) hatte in den vergangenen Wochen nach eigenen Angaben umfangreiche Gespräche mit insgesamt neun Übernahmeinteressenten sowie lange Verhandlungen mit dem konkretesten und erfolgversprechendsten Interessenten geführt. Der potenzielle Investor zog sein Interesse jedoch sehr kurzfristig zurück, da sein Finanzierungskonzept nicht vollständig umsetzbar war.
„Ich bedauere sehr, dass letztlich keiner der Übernahmeinteressenten bereit war, für das bestehende Senderkonzept mit vollständiger nationaler TV-Verbreitung von eoTV die nötige Liquidität aufzubringen, um eine Kostendeckung in den nächsten Jahren erreichen zu können“, sagte Brandenburg am Mittwoch.
Problematisch an diesem Sanierungsunterfangen sei gewesen, dass es sich bei dem im Dezember 2015 gegründeten Spartensender um ein Start-up-Unternehmen handelt, das zuletzt erst eine Kostendeckung über Werbeeinnahmen in Höhe von ca. 50 Prozent erreicht hatte.
Der Fokus der meisten Übernahmeinteressenten habe auf der Erlangung der technischen Reichweite des Senders gelegen, erläuterte Brandenburg. Die potenzielle Erreichbarkeit von Zuschauerzahlen stellt die „harte Währung“ eines Senders dar. Die technische Reichweite ist allerdings untrennbar mit den wesentlichen Distributionsverträgen in den Bereichen Satellit- und Kabelfernsehen verbunden. Diese Verträge waren Brandenburg zufolge ohne Zustimmung der Vertragspartner für den Insolvenzverwalter nicht veräußerbar.
Erschwerend kam hinzu, dass eoTV über kein eigenes produziertes Programm verfügt, sondern sich das Programm über Unterlizenzierungen zur Verfügung stellen ließ. Anfang Juli 2019 wurde der Sendebetrieb schließlich auf Streaming-Dienste, IPTV und diverse Kabelnetze umgestellt. Die Fortführung ist in diesem Rahmen nach Angaben von Brandenburg vorläufig gewährleistet, um so die Chance auf eine kleine Sanierungslösung aufrechtzuerhalten. Nun haben die weiteren Interessenten die Möglichkeit, sich die IPTV- und OTT-Sendewege, die App-Struktur und die Markenrechte von eoTV zu sichern sowie Teile des Programmkonzepts zu übernehmen. [fp]
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