Entwurf zum Vectoring sorgt für Kritik von allen Seiten

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der am Montag veröffentlichte Entwurf der Bundesnetzagentur zum Vectoring wird sehr kritisch aufgenommen. Es sind aber nicht nur die Glasfaserbefürworter unzufrieden, auch die Deutsche Telekom hatte sich mehr versprochen.

Für die Bundesnetzagentur ist es ein „fairer Kompromiss“, wie ihr Präsident Jochen Homann den am Montag präsentierten Entscheidungsentwurf zum Vectoring-Ausbau im Nahbereich bezeichnete. Demnach darf die Deutsche Telekom an den Hauptverteilern den Konkurrenten den Zugang verweigern. Es gibt jedoch auch Ausnahmeregelungen, die die Wettbewerber bevorzugen. Dieser Kompromiss wird jedoch von allen Seiten teils hart kritisiert.

Die vor allem negativen Meinungen der Glasfaserbefürworter waren dabei zu erwarten. So sieht Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), in dem Entwurf alles andere als einen fairen Kompromiss: „Das für den Wettbewerb zentrale Recht auf Entbündelung wird im Rahmen dieser Regulierungsentscheidung erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs im Telekommunikationsbereich gegen eine Investitionszusage des regulierten Unternehmens aufgegeben.“
 
Vor allem die Konzentration auf den Nahbereich stößt Grützner auf. Dadurch würde ein flächendeckener Ausbau behindert, das „Ziel der Bundesregierung massiver Investitionen aller Wettbewerber und eines schnellstmöglichen weiteren Glasfaserausbau mit FTTB/FTTH, also bis ins Gebäude oder den Endkunden, wird mit diesem Entscheidungsentwurf nicht erreicht“, so der Präsident des VATM weiter.
 
Für den Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) ist der Entwurf gar „ein fatales Signal für den Wettbewerb“. Vor allem die im Entwurf vorgesehene Nutzung eines virtuellen Vorleistungsproduktes an den Hauptverteilern wird kritisch gesehen. Breko-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers kritisiert das Vectoring erneut als zu kurzfristig gedacht: „Werden jetzt vor allem kurzfristig günstigere, kupferbasierte Übergangslösungen gefördert, wird schon in wenigen Jahren ein weiterer, kostspieliger Netzausbau notwendig und Deutschland in der Zwischenzeit im internationalen Vergleich abgehängt.“
 
Um die Chancen auf den Ausbau mit Glasfaser zu erhöhen, hat die Breko in den vergangenen Wochen bereits mehrere eigene Angebote für Ausbau- und Investitionszusagen bei der Bundesnetzagentur eingereicht und hofft, das diese bei der endgültigen Entscheidung berücksichtigt werden. Zumal man auch anderen Wettbewerbern diskriminierungsfreien Zugang zu den Netzen garantieren will.
 
Doch nicht nur die Konkurrenz, auch die Telekom ist mit dem Entwurf nicht zufrieden. Die vorgesehene Ausnahmeregelung, die den Wettbewerbern den exklusiven Vectoring-Ausbau in einigen Bereichen ermöglichen soll, ist dem Bonner Konzern ein Dorn im Auge. „Damit ist nicht mehr sichergestellt, dass die notwendige Mischkalkulation aus rentablen und unwirtschaftlichen Gebieten möglich ist“, erklärte die Telekom auf Nachfrage von DIGITAL FERNSEHEN. Die vorgesehene Versorgung aller Nahbereiche sei unter diesen Bedingungen in Frage gestellt, so das Unternehmen weiter. Dennoch wolle man der Verantwortung nachkommen, den Menschen schnelle Internetanschlüsse zu bieten.
 
Bis zur endgültigen Entscheidung über den Entwurf dauert es noch, schließlich können sich alle Beteiligten noch bis zum 18. Januar 2016 schriftlich bei der Bundesnetzagentur zu dem Entwurf äußern. [buhl]

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9 Kommentare im Forum
  1. Wenn das bedeutet es werden nur vorhandene Verteiler aufgerüstet und keine neuen (DSLAM) hinzukommen dann ist das fürn Popo. Die die eh im Nahbereich wohnen bekommen doch meist jetzt schon VDSl50. Die die
  2. Von neu zu errichtenden DSLAMs ist da wohl garnicht die Rede. Aber das durfte ja schon bislang nur die Telekom machen, da andere Anbieter ja keine Änderungen am Leitungsnetz der Telekom vornehmen dürfen. Aber genau das ist das setzen von neuen Kabelverzweigern samt Outdoor-DSLAM ja.
  3. Das ist das Manko an Vectoring. Es profitieren hauptsächlich die Nutzer deren TAL (zwischen DSLAM und Hausanschluss) nicht länger als ca. 800 Meter ist. TAL die länger als diese Strecke sind profitieren von Vectoring so gut wie gar nicht. Von daher ist Vectoring für die Leute die an langen TAL hängen praktisch nutzlos. Vectoring dient hauptsächlich dazu damit die Telekom in den Ballungsregionen den Kabelnetzanbietern mit schnellen Internetanschlüssen besser Konkurrenz (mit höheren Datenraten) machen können. Dass irgendein Anbieter sich die Arbeit machen wird un neue KVz zu setzen, daran glaube ich erst wenn ich das sehe. Das erfordert nämlich aufwendige Arbeiten, v.a. weil die Telekom bzw. kein alternativer Anbieter die alten Kupferkabel zur nächsten Vermittlungstelle entfernen darf weil andere Anbieter einen regulativen Anspruch auf Linesharing haben. Bedeutet: Selbst wenn die Telekom neue KVz setzen würde müsste diese die alten Leitungen dennoch beibehalten damit ein anderer Anbieter diese nutzen kann. Klingt doof, ist aber so. Die alternativen Anbieter sollen die Freiheit haben ihre Technik nicht zwangsweise direkt neben dem Outdoor-DSLAM der Telekom aufstellen zu müssen.
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