Der am Montag veröffentlichte Entwurf der Bundesnetzagentur zum Vectoring wird sehr kritisch aufgenommen. Es sind aber nicht nur die Glasfaserbefürworter unzufrieden, auch die Deutsche Telekom hatte sich mehr versprochen.
Für die Bundesnetzagentur ist es ein „fairer Kompromiss“, wie ihr Präsident Jochen Homann den am Montag präsentierten Entscheidungsentwurf zum Vectoring-Ausbau im Nahbereich bezeichnete. Demnach darf die Deutsche Telekom an den Hauptverteilern den Konkurrenten den Zugang verweigern. Es gibt jedoch auch Ausnahmeregelungen, die die Wettbewerber bevorzugen. Dieser Kompromiss wird jedoch von allen Seiten teils hart kritisiert.
Die vor allem negativen Meinungen der Glasfaserbefürworter waren dabei zu erwarten. So sieht Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), in dem Entwurf alles andere als einen fairen Kompromiss: „Das für den Wettbewerb zentrale Recht auf Entbündelung wird im Rahmen dieser Regulierungsentscheidung erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs im Telekommunikationsbereich gegen eine Investitionszusage des regulierten Unternehmens aufgegeben.“
Vor allem die Konzentration auf den Nahbereich stößt Grützner auf. Dadurch würde ein flächendeckener Ausbau behindert, das „Ziel der Bundesregierung massiver Investitionen aller Wettbewerber und eines schnellstmöglichen weiteren Glasfaserausbau mit FTTB/FTTH, also bis ins Gebäude oder den Endkunden, wird mit diesem Entscheidungsentwurf nicht erreicht“, so der Präsident des VATM weiter.
Für den Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) ist der Entwurf gar „ein fatales Signal für den Wettbewerb“. Vor allem die im Entwurf vorgesehene Nutzung eines virtuellen Vorleistungsproduktes an den Hauptverteilern wird kritisch gesehen. Breko-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers kritisiert das Vectoring erneut als zu kurzfristig gedacht: „Werden jetzt vor allem kurzfristig günstigere, kupferbasierte Übergangslösungen gefördert, wird schon in wenigen Jahren ein weiterer, kostspieliger Netzausbau notwendig und Deutschland in der Zwischenzeit im internationalen Vergleich abgehängt.“
Um die Chancen auf den Ausbau mit Glasfaser zu erhöhen, hat die Breko in den vergangenen Wochen bereits mehrere eigene Angebote für Ausbau- und Investitionszusagen bei der Bundesnetzagentur eingereicht und hofft, das diese bei der endgültigen Entscheidung berücksichtigt werden. Zumal man auch anderen Wettbewerbern diskriminierungsfreien Zugang zu den Netzen garantieren will.
Doch nicht nur die Konkurrenz, auch die Telekom ist mit dem Entwurf nicht zufrieden. Die vorgesehene Ausnahmeregelung, die den Wettbewerbern den exklusiven Vectoring-Ausbau in einigen Bereichen ermöglichen soll, ist dem Bonner Konzern ein Dorn im Auge. „Damit ist nicht mehr sichergestellt, dass die notwendige Mischkalkulation aus rentablen und unwirtschaftlichen Gebieten möglich ist“, erklärte die Telekom auf Nachfrage von DIGITAL FERNSEHEN. Die vorgesehene Versorgung aller Nahbereiche sei unter diesen Bedingungen in Frage gestellt, so das Unternehmen weiter. Dennoch wolle man der Verantwortung nachkommen, den Menschen schnelle Internetanschlüsse zu bieten.
Bis zur endgültigen Entscheidung über den Entwurf dauert es noch, schließlich können sich alle Beteiligten noch bis zum 18. Januar 2016 schriftlich bei der Bundesnetzagentur zu dem Entwurf äußern. [buhl]
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