Entlassungen bei SES-Astra: Was passiert mit der Zentrale in Betzdorf?

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Der Hauptsitz der SES befindet sich im luxemburgischen Betzdorf

Im luxemburgischen Betzdorf befindet sich der Hauptsitz der SES. Wir alle wissen, dass sich aus dem kleinen Satellitenbetreiber, der 1988 noch von den anderen, großen Playern belächelt wurde, ein weltweit operierendes Unternehmen entwickelt hat. Welche Auswirkungen hat das auf Betzdorf?

SES Astra ist längst international tätig. Damit hat sich auch der Schwerpunkt der Tätigkeiten verschoben. Nicht nur, was die Aufgabengebiete anbelangt, sondern auch, wo Mitarbeiter gebraucht werden. Das erkennt man, wenn man weiß, dass von den rund 2.000 Beschäftigten „nur“ 600 in Luxemburg tätig sind.

Bekannt ist auch, dass ein Entlassungsplan für 68 Mitarbeiter in Betzdorf beschlossen wurde. Was man hingegen noch nicht weiß ist, wie sich die neue Strukturierung des Unternehmens auf den Standort Betzdorf auswirken wird.

Adel Al-Saleh, seit einem Jahr CEO bei SES, hält fest, dass Betzdorf der Hauptsitz bleiben werde und dass es somit weiter ein gute Zukunft für die Mitarbeiter am Stammsitz geben werde. Allerdings werden talentierte Mitarbeiter überall benötigt. Wir alle wissen, dass das Satelliten-Geschäft nicht einfacher geworden ist und dass es Anstrengungen braucht, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Generell geht es darum, Kosten zu senken und Gelder für Investitionen zur Verfügung zu haben.

Adel-al-Saleh-ist seit 2024 CEO der SES

Wie steht es um die Übernahme von Intelsat?

Ein erster Versuch, Intelsat zu übernehmen, war 2023 gescheitert. Eines der großen Projekte für die nahe Zukunft ist aber nach wie vor, die Übernahme erfolgreich abschließen zu können. Inzwischen hat man sich aber über relevante Punkte einigen können und es wurden bereits im August 2024 bei der FCC, der US-amerikanischen Kommunikationsaufsichtsbehörde, die nötigen Unterlagen eingereicht, um eine Genehmigung zur Übernahme zu erhalten. Al-Saleh rechnet damit, dass die Übernahme von Intelsat bis Sommer 2025 abgeschlossen sein wird. Sollte die Behörde etwas dagegen haben, wäre das zwar keine existenzielle Bedrohung für die SES, sehr wohl aber eine Herausforderung.

Weitere große Projekte

Anfangs konzentrierte sich die SES auf das TV-Satellitengeschäft. Heute ist es nur noch ein Teilbereich und andere Geschäftsfelder haben enorm an Bedeutung gewonnen. So hat die SES etwa mehrere relevante Ausschreibungen gewinnen können. So übernimmt das Unternehmen für die kommenden 12 Jahre die Leitung von SpaceRISE. Das ist das Konsortium rund um die Satellitenkonstellation IRIS für die Europäische Union. Das Unternehmen steht vollständig unter europäischer Kontrolle und wird öffentlichen und kommerziellen Kunden ein sicheres und zuverlässiges Kommunikationsnetz anbieten. SES wird in dem Netzwerk mit 18 Satelliten beteiligt sein, die in mittlerer Umlaufbahn um die Erde kreisen werden. IRIS soll ab etwa 2030 betriebsbereit sein.

Ein weiteres spannendes Projekt ist MEO Global Services Agreement. Es erlaubt NATO-Mitgliedern, Kapazitäten für Beobachtungsmissionen auf mPower-Satelliten zu erwerben. Das Projekt fußt auf einer Partnerschaft zwischen Luxemburg und den USA.

O3b mPOWER-Satelliten der SES

Beeinflussungen durch Donald Trump?

Fest steht, dass sich mit den neuen Aktivitäten in einem Bereich bewegt, der bislang von einem ganz bestimmten Anbieter geprägt ist. Und zwar von Elon Musk und seinen Starlink-Satelliten. Nachdem Musk nicht nur der größte Konkurrent, sondern Berate des US-Präsidenten ist, stellt sich die Frage, ob das Auswirkungen auf die Tätigkeiten der SES hat. Diese unterhält schließlich auch einen wichtigen Standort in Washington D.C. Dazu Al-Saleh: „Natürlich ist es nicht besonders angenehm, unseren größten Konkurrenten so nah am US-Präsidenten zu sehen, aber der Markt ist offen und es herrscht Transparenz.“ Zudem ist Al-Saleh der Ansicht, dass das US-amerikanische und europäische System robust genug seien, um Konflikte zu erkennen und entsprechend zu handeln. Zudem gilt Donald Trump als ausgesprochen großer Unterstützer des Weltraumsektors, was ebenfalls behilflich sein kann.

Stichwort Sicherheit

Die SES zählt längst zur kritischen Infrastruktur und ist somit ein potentielles Angriffsziel für böse Machenschaften. Ohne Satelliten wäre ein modernes Leben heute nicht denkbar. Entsprechend groß ist die Aufgabe, sich vor potentiellen Angreifern zu schützen. Dazu zählt auch, mit anderen Satellitenbetreibern zusammenzuarbeiten. Es geht schließlich auch darum, mögliche Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen und rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dazu zählt auch, künftige Satellitengenerationen widerstandsfähig gegenüber feindlicher Übernahmen zu machen.

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