Die deutschen Eisschnellläufer haben in einer öffentlichen Stellungnahme die ARD für ihre Berichterstattung zur aktuellen Doping-Affäre kritisiert. Die Athleten der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) fordern eine „angemessene Entschuldigung“.
Die Athleten der DESG bezeichneten in einer aktuellen öffentlichen Erklärung die von Sportjournalist Hajo Seppelt erfolgte Berichterstattung zur so genannten Causa Erfurt in der ARD-„Sportschau“ als „unerträgliche Vorverurteilung“. Die aktuelle Doping-Affäre dreht sich um den Erfurter Arzt Andreas Franke, der eine nach den Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees IOC seit Januar 2011 verbotene UV-Blutbestrahlung durchgeführt haben soll. Sowohl die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA als auch die Nationale Anti Doping Agentur NADA hatten erklärt, dass das von dem Arzt angewendete Verfahren gegen den Anti-Doping-Code verstoße.
Die Sportler kritisierten, dass in der „Sportschau“ der Eindruck geweckt wurde, dass die UV-Bestrahlung von 50 ml Blut eine Form des Blutdopings darstelle, obwohl bislang kein Anti-Doping-Experte behauptet beziehungsweise bewiesen habe, dass die Bestrahlung einer solchen Menge den Sauerstoffgehalt im Blut verbessere. Daher sei die Berichterstattung in der ARD aus Sicht der Athleten „fahrlässig“ und eine „bewusste Irreführung“ gewesen.
Wie die Sportler in ihrer Stellungnahme mitteilten, hätten Sie erst im Nachhinein von der Regelung seitens der WADA erfahren. Sie verwiesen darauf, dass sich die Athleten auf die „offiziellen, klar formulierten Auskünfte der WADA verlassen können müssen“. Niemand dürfe von Sportprofis verlangen „ein Dickicht von Paragraphen“ zu verstehen, bei denen „selbst Mediziner und Funktionäre einräumen müssen, dass deren Verständnis Auslegungssache ist“. Die Diskussion, „was gegebenenfalls seit wann durch welchen Paragraphen verboten gewesen sein“, wäre durch den Paragraphendschungel gefördert worden.
Darüber hinaus sei es ein „grober Verstoß gegen den Anstand und die guten Sitten in der journalistischen Berichterstattung“, dass die ARD den Namen des betroffenen Teammitglieds öffentlich gemacht habe. Dieses „Outing“ komme einer „Vorverurteilung“ gleich. Laut WADA-Code sei es im Laufe eines Verfahrens nicht gestattet, Namen der Personen zu veröffentlichen.
Allerdings hätte Hajo Seppelt gegen diesen Ehrenkodex verstoßen und darüber hinaus weitere Athleten dem Verdacht des Blutdopings ausgesetzt, obwohl gegen diese kein Verfahren laufe. „Eine solche Berichterstattung ist unakzeptabel und eine Verletzung der Menschenwürde eines jeden Athleten, der genannt wurde“, betonten die Athleten in ihrem Schreiben. Die Sportler fühlen sich durch die Berichtertsattung durch Hajo Seppelt in der ARD „diffamiert“ und fordern eine „angemessene Entschuldigung“ seitens des Senders.
Der Journalist und Autor Hajo Seppelt gilt als Doping-Experte und wurde für seine Beiträge zum Thema bereits für den Deutschen Fernsehpreis und den Adolf-Grimme-Preis nominiert. 2007 wurde Seppelt zum Sportjournalisten des Jahres gewählt. [rh]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com