„Ich bin ein Optimist in Sachen Medienentwicklung und sehe große Chancen für die deutschen und internationalen Medien.“ Harry Hampson, Managing Director von JP Morgan, hat die hiesige Debatte um den Einstieg von Finanzinvestoren in große Medienhäuser sehr wohl zur Kenntnis genommen.
„Ich appelliere an Sie, diese Investoren willkommen zu heißen. Ihr Engagement wird sich für beide Seiten lohnen“, versicherte der Brite. Hampson war der Einladung der DLM gefolgt, um den Blick des Auslands auf den deutschen Medienmarkt zu skizzieren.
Deutschland habe den größten TV-Markt in Europa und zugleich den größten Werbemarkt des Kontinents. Und darüber hinaus steige der Fernsehkonsum. „Deswegen stellt dieses Land für Investoren eine interessante Möglichkeit dar.“ Nur der Werbemarkt dümpele immer noch unter dem Spitzenwert des Jahres 1999 dahin, bedauerte Hampson. Deutschland habe sich im Vergleich zu anderen europäischen Märkten noch nicht so gut von der Werbekrise zu Beginn des neuen Jahrtausends erholt. Zudem sei die digitale Technologie unterentwickelt, erläuterte Hampson.
Trotzdem sähen internationale Geldgeber hier deutliche Wachstumsmöglichkeiten und bedauerten ihre nur bescheidenen Möglichkeiten, sich in deutsche Medienhäuser einzukaufen. „Es würden gerne mehr Private Equities dem Beispiel der Investoren bei ProSiebenSat.1 folgen und auf dem deutschen Markt Fuß fassen“, so Hampson.
Für die Zukunft prognostiziert der Managing Director von JP Morgan eine Umschichtung des Werbevolumens von Print zu Online. Profitieren wird seiner Meinung nach auch das Fernsehen von diesem Umschwung. Spaniens und Italiens Fernsehsender hätten jetzt schon deutlich größere Anteile am Werbekuchen als deutsche Sender.
Hampson zeigte noch weitere Gründe für die Attraktivität des deutschen Fernsehmarktes auf: Der hiesige Markt sei bereits sehr fragmentiert und die Zuschauer wechselten nur unwesentlich zwischen den Sendern hin und her. Damit sei die deutsche TV-Branche für internationale Geldgeber ein verlässliches Investment. Auch die Gewinnmargen, wie man an den Beispielen ProSieben und RTL sehen könne, seien ausbaufähig, so Hampson. Diese Sender stellten also eine Herausforderung für mögliche Investoren dar.
Aber Hampson spart in seinem Referat auch die Risiken nicht aus. Fernsehen sei und bleibe ein zyklisches Geschäft, das immer von der wirtschaftlichen Entwicklung des gesamten Landes abhinge . Außerdem gebe es in Deutschland die Konkurrenz zu den gebührenfinanzierten, öffentlich-rechtlichen Sendern, die sich immer aggressiver am Markt gerierten. „Trotzdem gib es gibt viele Gründe, optimistisch zu sein.“
Hampsons Kollege, Jochen W. Schmidt weist den privaten Finanzinvestoren eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Medienbranche zu. Das Bild der Heuschrecken werde in Deutschland zu sehr gepflegt, so Schmidt. „Ohne Venture Capital Investoren hätte die schnelle Entwicklung von Google oder Yahoo nicht stattgefunden,“ erläuterte der Managing Director Investment Banking des Bankhauses Sal. Oppenheim. Schmidt plädierte für Offenheit, gerade auch im Umgang mit den neuen Medien. Das Beispiel Brockhaus und dessen Abschied vom Printprodukt habe gezeigt, dass der Einstieg in ein reines Online-Medium viel schneller akzeptiert worden sei, als zu erwarten war. „Wir betrachten den internationalen Medienmarkt immer durch die deutsche Brille“, beklagte Schmidt. „Wir sehen Google und Youtube aus der Ferne und denken, das geht uns alles nichts an. Wir sollten auf diese Unternehmen zugehen.“ [fp]
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