Discovery: „Bieten völlig neue Art der Sportberichterstattung“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Mehrere TV-Sender, deren HD-Ableger frei empfangen sind, ein breites Online-Angebot und viele namhafte Experten – Eurosport trumpft bei Olympia groß auf. Denn man will den Zuschauern eine „völlig neue Art der Sportberichterstattung“ bieten.

Herr Horta, der erste Teil der olympischen Winterspiele in Südkorea ist vorbei. Wie ist Ihre Halbzeitbilanz?
 
Alberto Horta: Aus technischer wie aus redaktioneller Sicht waren die ersten Olympia-Tage ein Erfolg und wir konnten unseren Zuschauern rund um die Uhr die Spiele zeigen, die sie wollen – live im linearen TV und auf unseren digitalen Kanälen sowie on-demand. Die ebenso professionelle wie auch emotionale Aufbereitung der Inhalte ist für uns dabei das Wichtigste – damit sie sowohl auf Interesse bei unseren Zuschauern als auch den Medien stoßen und einen Mehrwert bieten. Die bisherigen Ergebnisse bestätigen uns in unserem Ansatz, die Olympischen Spiele mit einem „Digital First“-Ansatz einem so breiten Publikum wie möglich zugänglich zu machen: allein in Deutschland haben wir bereits knapp 10 Mio. Page Views über alle digitalen Plattformen generiert und sprechen damit gerade auch die jungen Zielgruppen an.
 
Die Discovery Gruppe bietet den Zuschauern eine breite Vielfalt an Disziplinen als Live-Übertragung an. Was hat Sie dazu bewogen, neben Eurosport 1 und Eurosport 2 auch TLC mit ins Boot zu holen?
 
Horta: Unser großer Vorteil ist, dass wir mit Eurosport 1 und TLC zwei lineare Free TV-Sender für die Berichterstattung von den Wettkämpfen zur Verfügung haben. Damit können wir auch Events anbieten, die sonst gar nicht frei empfangbar zu sehen wären. Den Zuschauern auf Eurosport 1 haben wir im konkreten Beispiel den Probedurchgang des Skispringens der Herren von der Normalschanze präsentieren können – Fans der Sportart waren damit wirklich von Anfang bis Ende beim Goldtriumph von Andreas Wellinger mit dabei. Diese Aufteilung repräsentiert unseren Ansatz: Wir wollen ein umfassendes Alternativprogramm anbieten.
 
TLC hat in unseren Augen den großen Vorteil der diversifizierten Zielgruppe. Während die Eurosport-Sender eine eher männliche Fangemeinde besitzen, erreichen wir mit TLC die weibliche Zielgruppe. Dadurch erreichen wir mehr unterschiedliche Zuschauer. Gleichzeitig hilft es uns, die Markenbekanntheit von TLC vor allem im deutschen Markt weiter auszubauen.

Sehr positiv wurde von vielen Zuschauern auch die Aussetzung der Codierung der HD-Signale in vielen Kabelnetzen sowie über Satellit gewertet. Ist so eine Promotion auch bei zukünftigen Events denkbar?
 
Horta: Eurosport 1 und TLC sind durch die Kooperationen mit unseren Partnern über alle Übertragungswege in HD kostenlos zu empfangen – egal ob über Kabel, Satellit, terrestrisch oder IPTV. Gerade bei Sportevents stellt die Übertragung in der bestmöglichen Qualität einen echten Mehrwert da. Die Olympischen Spiele sind das perfekte Top-Event, um die HD Reichweite zu steigern– wir werden hier gemeinsam mit unseren Partnern Erfahrungswerte sammeln, und im Anschluss wichtige Schlüsse für etwaige weitere Aktionen solcher Art ziehen.
 
Sie selbst sprechen von den ersten volldigitalisierten Spielen. Was wird ihrerseits alles getan, um die Winterspiele volldigital zum Zuschauer zu bringen?
 
Horta: Um die Olympischen Spiele einem noch breiteren und jüngeren Publikum zugänglich machen, verfolgen wir vor allem im Digitalbereich einen neuen Ansatz. Mit unserer Präsenz auf den wichtigsten Digital- und Social Media-Plattformen bieten wir den Zuschauern eine zielgruppenaffine Berichterstattung und haben dazu eine 55-köpfige Digitalredaktion im Einsatz.
 
In den Livestreams, die sich auf unserer Digitalplattform www.eurosport.de finden, präsentieren wir zusätzlich alle Wettkämpfe und Events live: Mehr als 100 Wettbewerbe – dank Eurosport Player stets verfügbar auf allen Endgeräten wie Smartphones, Tablets und Smart-TVs. Damit geben wir jedem Zuschauer die Möglichkeit, sein persönliches Olympiaprogramm nach seinen jeweiligen Vorlieben individuell zu gestalten. Und auch, wenn er einen Wettbewerb versäumt haben sollte: Im Eurosport Player kann er ihn sich jederzeit als VoD-Angebot auch im Nachhinein ansehen.

Aber nicht nur quantitativ und mit neuen Plattformen, auch qualitativ werden wir neue Wege gehen: Dank unserer Experten und mit Hilfe modernster Technologie können unsere Zuschauer eine völlig neue Art der Sportberichterstattung erleben – emotional und mit einem großartigen Storytelling, für das die Marke Discovery steht. So bringen wir Technologien zum Einsatz, die ganz neuartige Olympia-Erfahrungen ermöglichen – wie z.B. unser innovatives Analyse-Studio, der sogenannte „Eurosport Cube“, das mit drei deckenhohen LED-Screen-Wänden sowie einem LED-Screen als Fußboden verblüffende Augmented-Reality-Möglichkeiten offeriert.
 
Wie wird Ihr digitales Angebot von den Zuschauern angenommen?
 
Horta: In den ersten Tagen der Spiele konnten wir bereits einen starken Zuwachs auf unseren digitalen Kanälen vermelden. Mit dem Video der Kür im Eiskunstlauf, mit der Aljona Savchenko und Bruno Massot Gold holten, haben wir z.B. auf Facebook deutschlandweit 3,8 Millionen Video Views erzielt – das ist hervorragend. Das wirkt sich natürlich auch auf die Abrufzahlen im Player aus. Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden.
 
Ein Blick auf Ihre ersten Zahlen: Auf linearem Weg wurden an den ersten zehn Tagen auf ihren eigenen Sendern mehr als 16,5 Millionen Zuschauer erreicht. Hinzu kamen rund eine Million Zuschauer über die Website und die App. Entsprechen diese Zahlen den Erwartungen bei Discovery?
 
Horta: Absolut. Um diese Werte noch besser in Relation setzen zu können, haben wir bei Discovery ein neues Messsystem namens „Total Video – The New TV“ vorgestellt. Hier können wir im Anschluss an die Spiele noch einmal genau nachvollziehen, wie viele Menschen wir mit wie vielen Inhalten tatsächlich erreicht haben. Auch hier zeigen die ersten Auswertungen einen sehr positiven Trend und wir wünschen uns natürlich, dass noch mehr Menschen den Weg zu uns finden und unsere Berichterstattung in Anspruch nehmen.
 
Sie geben auch Auskunft über die Zahlen im Bereich Social Media. Wie wichtig ist dieser Verbreitungsweg in der heutigen Zeit?
 
Horta: Die Social-Media-Kanäle sind häufig der erste Kontaktpunkt für die Fans. Von hier navigieren wir den Olympia-Fan auf unsere weiteren Kanäle und Plattformen und präsentieren ihm ausgewählte Highlights, die er so nur bei uns bekommt. So etwa bei unserer Partnerschaft mit Snapchat. Sie ermöglicht es Nutzern, während PyeongChang nutzergenerierten Content und Einblicke hinter die Kulissen zu erhalten. Wir nutzen auch Messenger Marketing, um unsere Inhalte direkt an den Mann zu bringen. Die Zusammenarbeit mit Influencern wie zum Beispiel dem „Korean Englishman“ vor Ort runden unsere Social-Media-Strategie ab.
 
Viralität lässt sich bekanntlich weder planen noch steuern, aber man kann mit einer durchdachten und konsequenten Social Media-Strategie die richtigen Vorrausetzungen schaffen, um seine Inhalte so breit wie möglich zu streuen. Insofern ist Social Media von herausragender Bedeutung für unseren Digital first-Ansatz.
 
Bei den Übertragungen präsentieren Sie ein breit aufgestelltes Expertenteam, das viele bekannte Gesichter zeigt. Wie schwierig war es ein so populäres Team zu verpflichten?
 
Horta: Eurosport ist seit jeher für seine ausgezeichnete Sport-Expertise bekannt. Der Unterschied zwischen uns als reinem Sportsender und anderen Anbietern ist die jahrzehntelange Erfahrung auf dem Bereich der Sportberichterstattung. Kommentatoren-Legenden wie Sigi Heinrich oder Matthias Stach setzen die Maßstäbe für andere Kollegen. Das macht es natürlich auch für jüngere Talente attraktiv, Teil der Eurosport-Familie zu werden.
 
Im Zentrum unserer lokalen Olympia-Berichterstattung steht die Prämisse, den Zuschauern die Geschehnisse emotional und mit tiefgehenden Analysen zu präsentieren und damit einzigartige Einblicke in den Sport zu vermitteln. Mit Namen wie Sven Hannawald, Martin Schmitt, Michael Greis, Frank Wörndl, Anni Friesinger-Postma, André Lange oder Fabian Hambüchen haben wir deutsche Top-Sportler aus unterschiedlichsten Disziplinen gewinnen können.
 
Eine der Schwierigkeiten dieser Spiele ist der massive Zeitunterschied zwischen Südkorea und Deutschland. Wie hat sich dadurch der Tagesrhythmus an den deutschen Standorten von Eurosport geändert?
 
Horta: Komplett, wir sind alle im koreanischen Modus. Natürlich ist das eine große Herausforderung, allerdings haben wir auch ein außerordentliches Team, durch das die Arbeit einfacher wird. Eurosport hat über 1000 Mitarbeiter und mehr als 11 Tonnen Equipment nach Südkorea geschickt, um direkt von vor Ort bereits gute Vorarbeit zu leisten. Die nochmals über 200 Leute in München haben so eine gute Grundlage, um den Fans am Ende alle Wettbewerbe und Events perfekt aufbereitet präsentieren zu können. Natürlich ändert sich unser Tagesrhythmus, aber dank Schichtarbeit und des olympischen Teamspirits haben alle Beteiligten großen Spaß an diesen Spielen.
 
Die Zeitverschiebung sorgt natürlich auch beim Zuschauer für ein geändertes Sehverhalten. Sehen Sie einen erhöhten Zugriff auf die mobilen Angebote während der klassischen Arbeitszeit deutscher Arbeitnehmer? Gibt es eventuell sogar besondere Anstiege rund um die Mittagspause auf die digitalen Angebote?
 
Horta: Die Zeitverschiebung hat ihre Vor- und Nachteile. Viele Wettbewerbe sind mitten in der Nacht zu sehen, so dass eine große Nachfrage nach aufbereiteteten Wiederholungen und Highlight-Sendungen gibt. Hier bietet sich eine große Chance und genau da setzen wir mit unserem Konzept an: Den Zuschauern jederzeit, auf jedem Endgerät wann und wo sie wollen die Spiele zu präsentieren – live und auch zeitversetzt auf Abruf. Egal welcher Wettbewerb, auf unseren Plattformen im TV, im Player und auf eurosport.de finden die Fans alle Entscheidungen und noch viel mehr.
 
Dazu gibt es täglich zur Primetime „zwanzig18 – Die Olympia Show“ auf Eurosport 1 und TLC. Marco Schreyl und Julia Kleine präsentieren darin Sport-Experten, ehemalige Olympioniken und Promis auf der Talk-Couch und bieten mit ihnen eine kurzweilige und unterhaltsame Zusammenfassung des jeweiligen Olympia-Tages. Wir produzieren quasi von Montag bis Sonntag jeden Abend eine Samstagabendshow. Ein großer Aufwand und eine noch größere Herausforderung, die uns aber auch sehr viel Freude bereitet und den Zuschauern beste Unterhaltung zur besten Sendezeit garantiert.
 
Vielen Dank für das Gespräch.[rp]

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44 Kommentare im Forum
  1. Tolle Hofberichterstattung. Statt Gefälligkeitsfragen zu weichen Messwerten hätte man mal nach den harten TV-Quoten fragen können, die teilweise so niedrig sind dass sie im nicht messbaren Bereich liegen.
  2. ... das deutsche Staatsfernsehen hat nunmal ihre Gewohnheitszuschauer , was sich auch auf die Quoten auswirkt. Immerhin kann ich hier 6 Eurosport-Programme empfangen, auf den, teils auch zeitgleich, die Olypischen Spiele Live übertragen werden. Bis auf Eurosport 2, wo wenn überhaupt nur Wiederholungen laufen, sind alle Euosport-Programm FtA in HD empfangen. Mit Eurosport kann ich selbst bestimmen, welche Übertragungen ich Live im TV sehen möchte. Bei ARD und ZDF muß ich mit dem vorlieb nehem, was mir ARD/ZDF vorsetzen. Eurosport 3 - 5 HD sind komplett ohne Werbung ...
  3. Bin etwas überrascht was von eigentlichen TV-Profis als "völlig neu" bezeichnet wird. Etwa Olympia in HD? Online Angebote? TV Experten? Ansonsten leider nur das typische "ausserordentlich zufrieden" Geschwaller. Ob der faehig ist seine Quoten zu deuten?
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