Johannes Beermann, 52, CDU-Medienpolitiker und Chef der sächsischen Staatskanzlei, kritisiert die Zögerlichkeit von ARD und ZDF beim Streit um die Digitalkanäle.
„ARD und ZDF sollten sich von Doppelstrukturen verabschieden, wo immer es geht“, so Beermann im Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“.
Am Ende müsse „auch eine Ersparnis stehen. Wir geben jährlich 90 Millionen Euro für Kanäle aus, von denen jeder einzelne an 99 Prozent der Bevölkerung vorbeisendet“. Ende April sollten ARD und ZDF eigentlich ein Konzept vorlegen, wie sie bei den sechs Digitalkanälen in Zukunft sparen wollen. Eine Einigung blieb bislang aus.
„Mit dem Frühjahr hat bei ARD und ZDF in dieser Frage das Tauwetter eingesetzt“, so Beermann. „Tröpfchenweise wächst bei ihnen die Erkenntnis, dass man sparen kann. Aber weit sind sie nicht gekommen. Die Sender sind gerade mal aus den Bunkern in die Schützengräben gerobbt, wo sie sich jetzt einbuddeln.“
Nachdem die Öffentlich-Rechtlichen stets betont hatten, dass sich an der Anzahl der Digitalkanäle nichts ändern werde, schlug die ARD dem Zweiten vor rund einer Woche nun eine grundlegende Reform der Sender vor, bei der jeweils ein ARD- und ein ZDF-Kanal miteinander verschmelzen sollen.
Das ZDF regte im Gegenzug eine andere Aufgabenverteilung an. Man könne darüber nachdenken, die Zielgruppen unter den öffentlich-rechtlichen Anstalten aufzuteilen. Danach könnte die Zielgruppe der Jugendlichen mit einem Jugendkanal der ARD versorgt werden, während das ZDF mit den Informations- und Unterhaltungsangeboten in ZDFneo und ZDFinfo stärker die 30- bis 50-Jährigen adressiert.
Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Spartenkanäle ist bisher noch nicht gefallen. [fp]
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