Trotz aller Kritik halten ARD und ZDF auch zukünftig an ihren Digitalkanälen fest. Das Konzept der Live-Streams im Internet habe sich zu Olympia zwar bewährt, dennoch sehen die Öffentlich-Rechtlichen darin keine bedrohliche Konkurrenz für ihren Digitalkanäle, wie Sendersprecher gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de erklärten.
Das Beispiel der Olympischen Spiele hat es jüngst bewiesen: Das Internet spielt auch für die TV-Sender eine immer größer werdende Rolle. So haben die Öffentlich-Rechtlichen ihre Berichterstattung in diesem Jahr erstmals zum Großteil von den Digitalkanälen als Live-Streams ins Internet ausgelagert – ein Konzept, dass sich für die Sender mehr als rentiert hat. Die Resonanz übertraf die Erwartungen, teilweise hielten die Angebote der großen Nachfrage nicht stand.
Das Internet präsentiert sich zwar als beständig wachsender Konkurrent, dennoch glauben ARD und ZDF weiterhin an eine langfristige Zukunft ihrer Digitalkanäle, da sich „Fernsehen und Internet ergänzen“, nicht gegenseitig ersetzen, wie ZDF-Sprecher Rainer Stumpf gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de erklärte. Daher werde man beim Zweiten auch künftig auf die Möglichkeiten des Internets setzen, wenn es um die Live-Berichterstattung zu großen Ereignissen geht. So hatte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz bereits Mitte August verkündet, dass das Live-Stream-Konzept bei den kommenden Winterspielen in Sotschi wieder zum Einsatz kommen könnte.
Auch bei der ARD hat man keine Bedenken, dass das bei Olympia angewandte Internetkonzept der Attraktivität der Digitalsender geschadet haben könnte. Wie ARD-Sprecher Stefan Wirtz betonte, waren die Olympischen Spiele im Internet eine „Sondersituation“, denn es galt dem interessierten Publikum möglichst viele Sportarten gleichzeitig anzubieten. Doch auch in Zukunft möchte man beim Ersten die Vorteile großräumiger Übertragungen im Wold Wide Web nutzen, so der Sprecher weiter.
Mit ZDFneo, ZDFkultur und ZDFinfo beziehungsweise EinsPlus, Einsfestival und Tagesschau24 betreiben die Öffentlich-Rechtlichen jeweils drei Digitalsender. Eindeutig zu Viele für zahlreiche Kritiker. Daher fordern beispielsweise Politiker wie Kurt Beck die Abschaffung zumindest einiger Digitalkänäle, da diese durch ihre thematisch ähnliche Orientierung lediglich miteinander konkurrieren. Eine Kritik, die ARD und ZDF nicht nachvollziehen können.
„Die Digitalkanäle wurden genehmigt, um den unterschiedlichen Interessen und Nutzungsgewohnheiten aller Gebührenzahler gerecht zu werden, eine Erweiterung der Angebote für bestimmte Zielgruppen zu bieten“, erklärte Wirtz. Diesem Ziel trage die ARD „mit einer Diversifizierung der Angebote über eine Programmfamilie Rechnung.“
Die Option, sich künftig auf nur einen Digitalkanal zu beschränken und die frei werdenden Ressourcen darauf zu verwenden, das Hauptprogramm für die jüngeren Zuschauer attraktiver zu gestalten, scheint auch für das ZDF nicht zur Debatte zu stehen. Vielmehr verweist ZDF-Sprecher Rainer Stumpf auf den Erfolg der ZDF-Sender und machte deutlich, dass es „krampfhafte Verjüngungsversuche für das Hauptprogramm“ nicht geben werde. Optimierungen würden nur in kleinen Schritten durchgeführt, was auch für die Digitalkanäle gilt, durch deren Profilschärfung man beim ZDF hofft, die geäußerte Kritik verstummen zu lassen.
Die ARD stärkt die Position ihrer Digitalkanäle darüber hinaus durch die für 2014 geplanten hochauflösenden Programmableger. Wie Pressesprecherin Kristina Bausch gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de bestätigte, wird „ein voll umfängliches HD-Programm aller Digitalkanäle der ARD“ ab dem 1. Januar 2014 ausgestrahlt. Einsfestival HD steht Kabelnetz- und IPTV-Betreibern bereits seit dem 1. Juni im vorläufigen HD-Betrieb zur Verfügung. [fm]
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