Die Digitalbranche in Deutschland wächst stabil und erweist sich immer mehr als Job-Motor. Das Wachstum könnte wohl noch höher ausfallen, wenn nicht zwei Entwicklungen die Branche ausbremsen würden.
Die Digitalwirtschaft in Deutschland wird in dem Jahr weiter kräftig wachsen und fast 40 000 neue Arbeitsplätze schaffen. Das geht aus einer Konjunkturprognose des Digitalverbandes Bitkom für das Jahr 2022 hervor, die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde. Der deutsche Markt für Informationstechnik (IT), Telekommunikation und Unterhaltungselektronik soll den Berechnungen zufolge um 3,6 Prozent auf 184,9 Milliarden Euro wachsen. Damit liegen die Zuwachsraten wieder auf dem Niveau vor der Coronakrise.
In der Branche seien aktuell sind 1,25 Millionen Menschen beschäftigt, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Das ist deutlich mehr als in der Automobil-Industrie, die auf etwas mehr als 800 000 Mitarbeiter kommt. Das zeigt, wie immens wichtig die Digitalbranche für Deutschland ist.“ Der Zuwachs hätte noch größer ausfallen können. Der Mangel an Fachkräften, den Berg auf über 100 000 Stellen bezifferte, bremse aber die gesamte Entwicklung aus. Dazu kämen Probleme in der Lieferkette, insbesondere bei einfachen Halbleitern.
Den Bitkom-Zahlen zufolge stieg bereits im vergangenen Jahr der Umsatz auf dem Digital-Markt deutlich. Das Volumen wuchs um 3,9 Prozent auf 178,4 Milliarden Euro, was vor allem am guten Geschäft mit IT-Hardware und Software lag. Für das laufende Jahr wird erneut das Software-Segment mit einem Plus von 9 Prozent am besten aussehen. Bei der IT-Hardware erwartet der Verband ein Plus von 5,7 Prozent.
Unterhaltungselektronik hat zu kämpfen
Vor größeren Herausforderungen stehen jedoch die Anbieter von Unterhaltungselektronik. Hier erwartet der Bitkom ein Minus von 2,3 Prozent, auch weil Fernsehgeräte weniger gefragt sind und populäre Spielekonsolen wegen der Chipkrise nicht genügend verfügbar sind.
Berg forderte die Bundesregierung auf, sich bei ihrer Digitalpolitik auf vier Punkte zu fokussieren. Vorrangig seien digitale Brieftaschen („ID-Wallets“), in denen Identitäten der Bürgerinnen und Bürger sicher verwaltet werden können. „Das ist die Voraussetzung, dass man wirklich auch viele Prozesse und Themen digitalisieren kann.“ Berg setzte sich außerdem für ein Grundrecht auf digitale Bildung ein. Corona habe hier Schwachstellen im Bildungssystem offengelegt.
Der Bitkom machte sich weiterhin für die Schaffung von nationalen Datenräumen stark, damit beispielsweise im Bereich Gesundheit die Daten, die verfügbar seien, auch für sinnvolle Anwendungen zu Verfügung gestellt werden können. Abschließend forderte Berg einen „Ausbau- und Beschleunigungspakt für Mobilfunk- und Gigabytenetze“. Hier müssten bürokratische Hindernisse beseitigt werden. Außerdem sollten sich Fördermittel auf die Gebiete konzentrieren, die nicht eigenwirtschaftlich ausgebaut werden können.
Text: dpa/ Redaktion: JN
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