Es war ein seltener Anblick auf der Anga Cable, als Zollbeamte an verschiedenen Ständen Set-Top-Boxen beschlagnahmten. Der Hintergrund: Die Patentverwaltungsfirma Sisvel bezichtigte die betroffenen Hersteller, keine Lizenzgebühren für die Nutzung verschiedener MPEG-Patente zu zahlen. Publikumswirksam ließ Sisvel den Zoll zuschlagen.
Bereits 2006 sorgte Sisvel auf der Fachmesse für Aufsehen, als die Firma sämtliche Digitalreceiver am Stand von Hyundai abräumen ließ. Vor fünf Jahren wurden insgesamt 34 Set-Top-Boxen beschlagnahmt. Unter anderem traf es die Unternehmen Fortec Star Satellites und B2C Electronic, Großhändler für die Marke Megasat.
Beide zeigten sich höchst erstaunt ob der Beschlagnahmungen. Wie Dobrin Trifonov, damals Marketingmanager bei Fortec, gegenüber DIGITAL INSIDER erklärte, hätte man zwei Monate vor der Anga Cable mit Sisvel Verhandlungen aufgenommen. „Wir haben es niemals abgelehnt, Lizenzgebühren zu zahlen“, so Trifonov. B2C-Geschäftsführerin Sandra Melzer erklärte, die Receiver seien nicht von Zollbeamten entfernt worden. „Wir haben Sisvel wegen der Lizenzen schon vor der Anga Cable von uns aus angeschrieben“, so Melzer. Dennoch lief auch gegen den Megasat-Händler ein Patentverletzungsverfahren, wie die Kölner Staatsanwaltschaft auf DI-Anfrage bestätigte.
Im Vergleich zum Sisvel-Aufmarsch aus dem Jahr 2006 fiel der Umfang der Beschlagnahmungen vor fünf Jahren jedoch geringer aus. „Der Marktanteil der Hersteller, die Lizenzen erworben haben, ist merklich gestiegen“, konstatierte damals Sisvel-Sprecher Matteo Morrori gegenüber DIGITAL INSIDER. Heute verzichtet die Patentverwaltungsfirma auf derlei publikumswirksame Auftritte. Die Zahl der schwarzen Schafe unter den Boxenherstellern und -händlern scheint auf ein Minimum gesunken zu sein – die Margen für Digitalreceiver allerdings ebenfalls, was aber auch am starken Preisverfall liegt. Viele, die sich an den Lizenzgebühren vorbeimogeln wollten, haben dafür teuer bezahlt; zum Teil mit dem Ende ihrer Firma.
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[mh]
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